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Aufruf zu Aktion (1992)

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1. Die Entlastung der Zukunft

Politik und Gesellschaft ignorieren weitgehend die Folgen ihres gegenwärtigen Handelns auf die fernere Zukunft, wobei die fernere Zukunft inzwischen längst zur Gegenwart geworden ist. Die Folge ist deren bedrohliche Überfrachtung. Dies gilt für praktisch alle Lebensbereiche, einschließlich der Bevölkerungsentwicklung. Die Negierung von Zukunftsinteressen ist damit existenzbedrohend geworden. Die gesamte politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung ist deshalb dringend auf ihre langfristige Zukunftsfähigkeit zu überprüfen und gegebenenfalls umzugestalten. Diese Aufgabe ist von der Regierung und der Opposition, den sie tragenden Parteien, der Wissenschaft und Wirtschaft und allen hierzu befähigten Organisationen, Institutionen und Individuen zu leisten.

2. Die Förderung von Kindern

Bis vor etwa einer Generation konnte sich die Bevölkerung darauf verlassen, daß ohne größeren kollektiven Aufwand eine zumindest bestandserhaltende Zahl von Kindern geboren werden würde. Entsprechend gering konnten der Stellenwert von Familienpolitik und die gesellschaftliche Wertschätzung von Kindererziehung sein. Familienpolitik war über lange Zeit kaum mehr als eine politische Restgröße.

Der Grundsatz «Kinder haben die Menschen immer» (Konrad Adenauer) gilt inzwischen nicht mehr. Damit hat sich die wichtigste Voraussetzung fast aller Politikbereiche, vor allem aber der Wirtschafts- und Sozialpolitik, nachhaltig verändert. Das demographische Fundament, auf dem alle Politik ruht, hat an Tragfähigkeit eingebüßt. Dies erfordert eine durchgreifende Revision politischer Prioritäten.

Stärker als bisher muß Politik unter Beachtung ihrer demographischen Konsequenzen formuliert und praktiziert werden. Dabei muß Familienpolitik einen hohen Rang bekommen. Innerhalb der Sozialpolitik muß sie sogar zum ersten Glied in der Kette aller weiteren sozialpolitischen Maßnahmen werden. Denn ohne solides demographisches Fundament wird das gesamte System sozialer Sicherheit notleidend.

Konkret: Erst wenn die einsichtigen materiellen und immateriellen Bedürfnisse von Kindern innerhalb und außerhalb des Familienverbandes befriedigt sind, können durch die Gesellschaft weitere sozialpolitische Aufgaben erfüllt werden. Die Geburt von Kindern darf in Deutschland nicht aus Gründen materieller Bedürftigkeit unterbleiben. Die Bevölkerung muß erkennen, daß die Erziehung von Kindern ihre vitalste Aufgabe überhaupt ist.

3. Die Formulierung und Praktizierung einer konsequenten Einwanderungspolitik

Bis zum Ende der neunziger Jahre dürfte der Schwund der einheimischen Bevölkerung Deutschlands noch weitgehend durch die Zuwanderung deutschstämmiger Aussiedler ausgeglichen werden können. Weitere Zuwanderungen dürften, zumindest aus demographischen Gründen, nicht erforderlich sein. Mehr noch, sie dürften sowohl die derzeitigen Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung als auch deren langfristige Altersstruktur verschlechtern. Würden sie dennoch zugelassen – wofür es gute Gründe geben kann –, läge dies ausschließlich im Interesse der Zuwanderer.

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Quelle: „Damit die Deutschen nicht aussterben“, in Marion Dönhoff et al., Ein Manifest. Weil das Land sich ändern muss. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1992, S. 40-50.

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