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Pluralisierung der Lebensformen (1995)

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Die These über die gestiegene Pluralität familialer Lebensformen geht ferner – ohne dies ausdrücklich zu betonen – von einer Erwachsenenperspektive aus, weil ihr Ausgangspunkt der Betrachtung Institutionen bzw. Haushalte sind. Setzt man als Grundgesamtheit aber die Zahl der Kinder, wie es die Daten des Familiensurveys des Deutschen Jugendinstituts ermöglichen, dann leben von allen Kindern unter 18 Jahren 87,5 % mit ihren beiden leiblichen Eltern zusammen (nach Angaben bei Nauck 1992, S. 151, Tab. 1; vgl. auch Nauck 1991, S. 397 ff.).

Etwas anders ist die Situation in den neuen Bundesländern. Aufgrund der höheren Zahlen von nichtehelichen Geburten und von Ehescheidungen wächst hier ein höherer Anteil von Kindern nicht mit beiden leiblichen Eltern auf. Dennoch bilden auch in den neuen Bundesländern fast 82 % aller Kinder unter 18 Jahren mit ihren leiblichen Eltern eine Haushaltsgemeinschaft (nach Angaben bei Nauck 1992, S. 151, Tab. 1; vgl. auch Keiser 1992, S. 163).

Zusammenfassend bleibt also festzuhalten: Die Zwei-Eltern-Familie stellt weiterhin das „Normalitätsmuster“ dar und auch in der subjektiven Wertschätzung besitzt diese noch immer die oberste Priorität; alle übrigen Familienformen nehmen eine Minoritäten- bzw. Randstellung ein, woraus nicht zu folgern ist, daß sie deshalb auch familienpolitisch unbedeutend wären. In den folgenden Kapiteln dieses Berichtes wird gerade immer wieder die z. T. sehr schwierige soziale Lage Alleinerziehender betont.


Pluralität der Lebensformen

Stärkere quantitative Verschiebungen als zwischen den einzelnen Familienformen hat es jedoch im Verhältnis der Familie zu anderen Lebensformen gegeben (also auf der Ebene der „Haushalte“). Durch die Zunahme der Ein-Personen-Haushalte, der kinderlosen Ehen, der nichtehelichen Lebensgemeinschaften ohne Kinder u. a. m. sind von allen Haushalten in der Bundesrepublik Deutschland nur noch ca. ein Drittel Familienhaushalte im Sinne der Eltern-Kind-Einheit.

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Quelle: Familien und Familienpolitik im geeinten Deutschland (5. Familienbericht). Bonn, 1995, S. 70 ff.

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