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Abschied von der DM (31. Dezember 2001)

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Skeptisch war Buhrmeister bei der Währungsreform im Juli 1990, als die D-Mark die Ost-Mark ablöste. „Ich habe Nachteile in sozialer Hinsicht befürchtet, Arbeitslosigkeit zum Beispiel.“ Andererseits habe er sich auf die D-Mark gefreut. Denn mit der Ost-Mark sei man doch im Ausland immer als Mensch zweiter Klasse behandelt worden. „Selbst bei einem Urlaub in Bulgarien bekamen wir Ostler grüne Essenmarken und die Westler rosafarbene. So wussten die Kellner gleich, was los ist“, sagt er. Wehmut haben Buhrmeisters deshalb beim Abschied von der Ost-Mark nicht empfunden. Was sie von ihrem letzten Geld gekauft haben, wissen sie aber noch genau: Eine Teig-Teil-und-Wirk-Maschine für 24 000 Ost-Mark. „Die hüte ich heute noch wie meinen Augapfel“, sagt Jürgen Buhrmeister.

Der Abschied von der D-Mark schmerzt dagegen. „Mit dem Euro sind wir im Ausland alle gleich.“ Pessimistisch ist er aber vor allem, weil seiner Meinung nach die größte Last der Einzelhandel trägt und die lange Vorbereitungsphase vor der Euro-Einführung für unnötige Hysterie gesorgt hat. Vielleicht seien die Leute wenigstens besser informiert als 1990, hofft er. Damals wollte eine Kundin nach der Umstellung auf D-Mark ihre Brötchen mit Ost-Geld bezahlen. Buhrmeister lehnte ab. „Darüber war sie so erbost, dass sie eine Hand voll Groschen über die Ladentheke warf und ging.“



Quelle: Marion Dressler, „‚Mit dem Euro sind wir alle gleich‘. Bäcker Buhrmeister hat drei Währungsumstellungen erlebt. Die anstehende bedeutet für ihn viel Arbeit“, Berliner Zeitung, 31. Dezember 2001.

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