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Der Reformator als Vater – Luther und sein Sohn (1530 und 1537 [?])

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2. Martin Luther an seinen Sohn Johannes.
27. Januar 1537 (?).


Gnade und Frieden im Herrn. Bisher haben mir, mein liebster Sohn, Deine Studien und die Briefe, die Du mir geschrieben hast, gefallen. Wenn Du so fortfährst, machst Du nicht nur mir als Deinem Vater, der Dich liebhat, eine Freude, sondern es wird auch vor allem Dir selbst nützen, daß Du nicht den Anschein erweckst, aus der Art geschlagen zu sein. Deshalb sorge dafür, daß Du, was Du begonnen hast, fleißig fortführst. Denn Gott, der geboten hat, daß die Kinder ihren Eltern gehorsam sein sollen, hat den gehorsamen Kindern auch seinen Segen verheißen. Siehe zu, daß Du auf diesen Segen allein Deinen Blick richtest und Dich nicht etwa durch schlechte Vorbilder davon abbringen läßt. Denn derselbe Gott hat auch den ungehorsamen Kindern den Fluch angedroht. Fürchte also Gott, den segnenden und den fluchenden, der, wenn er auch seine Verheißungen und Drohungen zum Verderben der Bösen aufschiebt, sie doch ganz schnell erfüllt zum Heil der Guten. Fürchte also Gott und höre auf Deine Eltern, die gewiß nur das Beste für Dich wollen, und fliehe schändliche und unehrenhafte Gesellschaft. Deine Mutter grüßt Dich von Herzen, desgleichen Muhme Lehne, ebenso Deine Schwestern und Brüder, die auch alle einen guten Fortgang und ein glückliches Ende Deiner Studien wünschen. Die Mutter läßt Dir sagen, Du sollest Deinen Lehrer und seine Frau grüßen. Außerdem, wenn sie mit Dir hier sein wollten zur Fastnacht, d.h. in den fröhlichen Tagen, so könnte es gerne sein, weil ich ja dann nicht da bin. Muhme Lehne bittet sehr darum. Leb wohl, mein Sohn, und lerne und höre auf die Ermahnungen guter Leute. Der Herr sei mit Dir. Gegeben am Samstag nach Pauli Bekehrung 1537.

Martinus Luther,

Dein leiblicher und geistlicher Vater.



Quelle der deutschen Übersetzung: „An seinen Sohn Johannes. 27. Januar 1537 (?)“.
In Martin Luther, Ausgewählte Schriften, Band 6, S. 180-81.
© Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1995.

Quelle des lateinischen Originals: „Luther an seinen Sohn Johannes. [Wittenberg,] 27. Januar 1537 (?)“.
In D. Martin Luthers Werke. Weimarer Ausgabe (Sonderedition). Abteilung 3: Briefwechsel. Band 8, S. 18-20.

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