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Ehe als Partnerschaft – Magdalena und Balthasar Paumgartner aus Nürnberg (Briefwechsel, 1582, 1591 und 1592)

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2. Magdalena Paumgartner an ihren gatten.
1591, 9. December.


Erberer, freundlicher, herzlieber Paumgarttner.

Ich kon nit underlasen, dir ale acht tag zu schreiben, wiewol du mir kein ursach gibst. Dan nun in der driten wogen keins von dir gehabt, vileicht bis samstag aug keins, welgs mich kleinmutig genug machen wiert. Und mus eben dem alten sprigwort nachdencken: „aus den augen, aus dem sin!“, wiewol dein pruter sagt, du ser vil in den handelspriefen schreibst heraus, desen ich, denck ich, engelten mus. Hat mir aber doch vil nachdenckens gemacht, als ob du vileicht nit wolauf seist und er mir, der Yerg, solgs zu verstien gebst, du schreibst so vil in die schreibstuben. Hab in iedoch wol ermond, das ich im lezlich hab glauben musen, es gescheh aus keiner andern ursach, den das du so vil zu thun habst. Sagt aug, wie er in deinem schreib[en] wol mercke, du dich noch vor der mes herausbegeben werst, desen ich mich von herzen frey und mit verlangen deines schreibens wart bis samstag, da ich solgs aug von dir vernim mit freuden. Mit uns stedt es, Got sey lob und donck, noch im alten wesen und guter gesundheit, der erhalte uns noch ferner zu beden theiln! Amen.

Und geschicht dis schreiben, herzlieber Paumgartner, wegen des puben, der nor imer mond an mir, wan dir schreib, sol dir schreiben, das du ime ein kleid mitpringst. So schick dir gleich hiemit ein mas, wie long das wames und wie weit, aug wie long die erbel und das geses mus sein, dan ichs reilich nach dem alten pubensameten gemesen hab, welgs im am gerechten ist, und hab im zugeben aug. Welst also nor etwas schbarz nemen dazu, dan er vor 2 gefarbter hat. Doch sted es zu dir, was dir gefeld.

Und der alte Peir ligt noch imer hin, wie vor acht tagen, das mon imerzu meind, er kin es nit 3 aber 4 tag antreiben. Man schneid im iez ale tag faul fleichs aus dem schaden, und thut im dennoch nit weh, fragt nach nimund mer. So redt er nit mer, den so in dierst oder etwas esen wil, macht in aln ein ser langweilge zeit. Got der herr ende es balt mit im!

Die Dobias Kastnerin hat dich aug fleisig grusen lasen, ist alhie bei irer muter in der Lienhart Grundherin haus obenauf im driden gaden und ist mit irer muter hereingefarn auf 3 tag und hat sy das pluten angehebt zum mund aus und ist so schbag, das ich nit weis, ob sy es lang andreiben wiert. Besug sy oft, dan sy zuvor bey uns hat einkern soln, ist sy nun 3 wogen hie kronck. Hab sorg, wan schon heimkum, nit lang andreiben wer. Got helf uberal!

Herzeter schaz, bit, wolst aug meins welschen rocks nit vergesen, wie der Wilhelm Im Hoff seinem beib ein mit von Venedig mit hat pracht, so mon vir pelz dregt. Und welst mir nitt vir ubel haben, das ich dir in meinem schreiben imer etwas abbedele. Wil dich sunderlich biten, wan du etwa ein drum oder 2 röten und safelorfarben atlas wolfel bekumst, welst etwas mit herauspringen. Verhoff, der zeig zum pristla sol underwegen sein, weil schbager Yerg sagt, es kum in einer kisten ein packal an mich, welgs ich gar wol bedarff.

Mus heut abermal zu gast esen bey der alten Kleweinin, so die yungfrau ir schnur heimledt und behelt sy ferner bey yr. So haben wir heutt uber acht tag des pruder Paulus sein hondschlag, wolte Got, wo miglich du aug dabey solt sein. Nun, der almechtige Gott pring uns nach langweiliger zeit widerum zusam mit freuten, da wir uns als ergezen weln mit Gotes hilf!

Weis dir sunst, freindlicher, herzeter schaz, vir dis mal ein merers nit zu schreiben, den das du von mir zu vil maln freundlich und fleisig gegrust wolst sein in dein treies herz und Got dem hern in genaden befoln. Es lasen dich vil, vil grusen, die ich nit ale erschreiben kinde, die Gröserin, Scheirly, her Paumgartner — haben gester bey im zum hondschlag angeschriben, ist er selbst bey uns gewesen und dich grisen lasen —, Lognerin, Remerin, Wilhelm Im Hoff, Plaben, er und sy: es wir zu lang. So vil ir die wogen an des Pfinzings hachzeit mit mir gedanzt haben, haben dein im besten gedacht und gefragt, wan schreiben von dir gehabt. So hab ich aber gedeuchst und gesagt, vor acht tagen, wan schön 3 wogen! Nun auf dis mal nit mer!

Dadum den 9 Dezemer 1591 yars.


Madelena Balthaser Paumgarttnerin
d. l. h.

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