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Ehe als Partnerschaft – Magdalena und Balthasar Paumgartner aus Nürnberg (Briefwechsel, 1582, 1591 und 1592)

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Inndessen wird mir zu thon allhie nichtt manglen, wie ich dann diese feurtag genn Florentz, so 8 teütsch meil von hinnen, verrayse, aber inn ein tag 3 oder 4 widerumb allher khomme. Unnttrdessen mach dein rechnong, es seye oder gehe mir sonnst gesundheitt halber Gott lob woll, mich meiner langweyligen rayß, von deren ich dann dürr unnd mager gnug allher kommen, zimlich widerumb erholett hab. Sihe unnd trachtte du yetz nuhn, dir mitt deinen vielfälttigen vergebnen sorgen, mitt denen du im end doch nichtts anders erhaltten khannst, nichtts ärgers zurichttest, unnd mach dein gewiese rechnong, ich mich nach verrichttong meiner sachen kein stunnd allhie nichtt saumen, sonndern (ob Gott will) noch eher, alls du unnd ich selber vermaynen, bey dir daussenn sein wölle, wölle der lieb Gott bald unnd mitt freuden gebenn.

Die langweyligen betrübtten sterbsleufft bey euch vernimb ich zwar ungern: demnach mir aber von andern geschrieben wird, es zimlich nachgelassen hab, unnd die kältt auch vor der thür gewest, verhoffe ich zu Gott dem allmechttigen, es weytter nicht nohtt gehabtt soltt habenn. Allhie ist es bey 5 wochen her fast schöen hell wetter gewesen, dergleichen nichtt viel leütt gedencken, wann es sonnst dieser zeytt des jars mehrenthayls unnd nuhn stettigs zu regnen pflegtt, derowegen sich meniglichen ahn dem schöenen wetter verwundertt.

Des guetten unnd frommen Sebastian Im Hoffs töedlichen abgang zu Lion allhie vor diesem unnd auch vom vetter Endreß Im Hoff auß Venedig vernohmmen, Willhelm Kreß, so bey ihm zu Lion gewest, nichtt wennig mittleiden mit ihm gehabtt hatt. Der allmechttige seye ihm wie unns allen gnedig unnd barmhertzig unnd verleyhe nach diesem das ewige lebenn! Amen.

Das der altt Mattheus Fetzer ein preüttigam ist, vor diesem vernohmmen; sein braud aber sowol als des D. Wolffen Rosina sind mir unbekand.

Der Wilhelm Kreß, den ich allhie inn ein guette kost unttrgebracht hab unnd mein brueder Jörg lassen dich beede widerumb fleyssig grüessen, und dastu ihrer auch gedenckest, gantz freunndlichen dannckenn.

Wann du zu der fraw Lochnerin kompst, wöllest ihr anzaigen, mitt dem rottcremasin futtrattlas unnd zwyfärbigen dd. daffatt sie aufs best versehen wölle; den futtrattlas vor diesem schon besteltt gehabtt.

Sonnst hab ich ausserhalb meiner geschäfft warlichen ein langweylige zeitt unnd kein kurtzweyl gar nichtt allhie, ausserhalb das ein 14 tag hero comediantten hier gewest unnd all abendts biß umb 4 uhr inn die nachtt comedyen gehaltten haben. Ein weybsbyld gehabtt, die reden unnd reihtten (wie man pflegtt zu sagen) könd hatt; woltt Gott dichs auch zu sehen wünschen hett können, dich gewießlichen darob verwundertt wirst haben. Die zeitt ein weil mitt den comedyen zusehen zugebrachtt, mitt solchen aber auch schon ein end hatt. Nach den weyhenachtt feyrtagen aber sollen anndere herkommen, sind aber gegen eurn spyeln in s. Martha unnd prediger closter nichtt zu vergleichenn. Wie aber die weyber, sonderlich diese, so yetz hie gewest, bered seind unnd sich darein zu schicken wissen, khan ich dir gnugsam nichtt erschreiben. Kannst es auch, biß selber nichtt sehest, nichtt glauben; sonnder zweivel inn viel hystorybuchern gestudirtt habenn unnd also nun wol gelehrtt sein müessenn.

Du meldest unnttr anderm inn deinem brieff, ich soll dich mitt schreibenn nichtt mehr so lang [warten] lassenn: wer wyß, ob ich dich bey den böesen bey euch regirenden leüfften mehr finnde! Mitt solchem hastu mir nichtt wennig ahnfechttonng unnd allerlay seltzame gedanncken gemachtt. Dann ob der lieb Gott dich unnd mich ebenn so bald alls kein annders nichtt finnden khan, so bin ich yedoch getröester hoffnunng, er werde unnser ditzmal noch verschonen unnd zuvor mitt freuden inn unnser stüblein oder plomen gärttlin widerumb zusammen helffen, sonnst seind wir all in seinen henden unnd, wann mein gentzliche hoffnung nichtt zu ihm setzett, müest ich mich stettigs besorgen, mir auf dem weg ein unglückh widerfahrenn könnd. Aber ich hoffe des bessern; also solstu ihm auch thon, im ende ihne walttenn lassenn.

Ich wayß dir, hertzliebe, verthrauhtte, für ditzmal sonnst ein mehrers nichtt zu schreibenn, thue mich allein der übrsandtten plümlein aus unserm gartten gantz freundlichen bedancken unnd die deinettwegen fleyssig auffhebenn, gantz freunndlich bitten, dein bruedern Pauluß, schwestern und Hoff Kätterlin-, auch die Held Magdel fleyßig meinettwegen zu grüessen, ihnen allen viel guetts zu sagen. Unnd sey du auch, hertzliebste Magdale, zu viel hundertttausennd mal freündlich unnd fleyssig von mir gegrüest, dem lieben Gott zu gnadenn inn treühenn befollhenn.


D. gethreüer l. preüttigam
Balthasar Paumgartner der jönger.

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