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Ein schwäbischer Schuster und Bauer, der den dreißigjährigen Krieg überlebt – Hans Heberle (1597-1677)

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Und hat der Keysser mit dem Sachßen einen friden in der stat Prag gemacht, dan der Sachß wer das haupt under den Evangelischen. Dan der Keysser vermeint, wan er das haupt habe, so hab er den gantzen evangelischen bundt, wie dan solches geschehen ist. Dan als der Sachß zum Keysser gefalen und sich mit im verbunden, alsdan ist Niereberg die erste darauff gewessen und hat den anfang gemacht. Und nach Niereberg ist gefolget Ulm. Die haben bey dem könig in Ungern, deß Keyssers sohn, welcher damal ungerischer könig war und zu Heilpron war, haben die von Ulm diese freyheiten von im erlangt, wie hernach volget: Jtem das sie bey ihrer freyen iebung der religion bey irem magistrat, recht, gerechtigkeiten, statuten, freyheiten, wie vor alters gewessen ist, sicher und ungehindtert gelaßen werden. [ . . . ] Darauff ist in allen kirchen das Te Deum Laudamus gesungen, ein gantze stundt lang mit alen glockhen zusamen geleüten, entlich aber auff alen pasteyen drey mall nacheinander umb die stat das grobe geschütz loßgebrandt worden. Nach Ulm ist gefolget Mümingen, darnach Franckhfort. Diß hab ich auß der relation geschrieben. [ . . . ]

1638 [Kanibalismus in Breisach]

Es sind vast alle hund und katzen in der statt verspeiset worden. Es sind etliche tausendt roß, kie, ochßen, kälber und schaffsheiten verspeißet und gefreßen worden.

Den 24 Novembris [1638] ist in dem stockhhauß ein gefangner soldat gestorben, und als in der profoß wol begraben laßen, haben in die andere gefangne genomen, in verschniten und gespeißet. Es haben die gefangne in den stockhheüser lecher in die mauren gemacht mit denen finger, sich damit zu erlaben. Es sind zwen toden menschen in dem grab auffgeschniten worden, das eingeweid heraußgenomen und gefreßen worden. Es sind auf einen tag drey kinder geßen worden.

Es haben die soldaten eines pastetenbeckhen knaben ein stuckh brot versprochen, er soll mit inen in das leger gehen. Als er aber dahin komen, haben sie in gemetzget und gefreßen. Den 10 Christmonet sind allein in der Fischerhalden 8 namhaffte burgers [kinder] verlohren und vermutlich gefreßen worden, weil niemand gewust, wo sie hinkomen, ohne der frümde und betlerskinder, davon niemand kein wissenschafft hatt. Es sind auff dem platz allein zehen todte, ohne die andere so uff misthauffen und gassen gefunden worden.

Den 12 Christmonet ist wider ein soldat im stockhauß gestorben, und als in der profoß hatt wolen begraben lassen, sindt die andere darin ligenden mit gewalt auff den todten gefallen, mit den zenen zerrissen, und den todten roh gefressen.
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