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Ein schwäbischer Schuster und Bauer, der den dreißigjährigen Krieg überlebt – Hans Heberle (1597-1677)

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In denen hölzer und welden hatt einer nit könden bleiben, von wegen deß großen hungers, dan mir haben nit könden brott, salz, schmalz und anders, waß mir zu unßer leibsnarung haben wollen, nit könen uberkomen, das wir mit weib und kleine kinderlein (die wir das mall noch vüll gehabt) nit hunger sterben und verderben, dan wir haben allethalben ruoh gesucht.

Dan ich bin selber mit meinem weib und kleinen kindern, sampt einem grossen hauffen volcks auß dem holz vertriben worden. Da haben wir vermeint, mir werden in dem Wirtenberger landt sicher haben und seyen nach Heichlingen geflohen, aber lieber Gott, da haben wir auch kein friden und müssen wider in zweyen tagen von danen weichen, dan die reiter komen hauffenweiß und blündern ales auß und nemen waß sie finden. Dan sie sindt zu Launßen und Urspring biß in die 14 tag lang. [ . . . ]

1630 [Restitutionsedikt & Schwedisches Eingreifen]

Auf diß außgeschribne mandat des Keyssers, welches er anno [16] 29 hat laßen außgehen, sein den Chatolischen die kirchengüter wider eingeraumbt worden, wider willens der Evangelischen, welche sich so starckh darwider gesetzet haben, aber vergebendlich. Der einige hertzog von Wirtenberg war der ienige, von welche man mehr als von andern forderte. Die nechste klagen weren deß Nidersächßischen creiß, das ihnen von so vüllen außgestandnen kriegen solches müste fahren laßen. Bey denen reichssteten war es auch gleich dise klag. Appellierten deßwegen an den Keysser und an das Reich, alle mit einander zogen sich auff die reichssatzungen. Da war es von ihrer hilff gantz stüll.

Der Sachs, und waß auß der protestirendten zuvor gut auff deß Keyssers seiten gewessen, baten eben dergleichen. Der Keysser aber hat einen fürstlichen colegialstag zu Regenspurg angestelt und die protestirenden dahin gewissen. Dieweil man aber der geistlichen güeter zu Regenspurg handlet, kompt der Schwed in Pommern und nimpt dem Keysser vast alle bäß ein und treibt das volckh zuruckh. Da haben die Evangelischen einen auffzug gemacht und nicht vill gehandlet, dan sie wolten zuvor sehen, wie es umb den Schweden möcht ablauffen und außgehen.

Auff dem tag zu Regenspurg war wenig außgericht. Dan dazumal stundt es ubel [ . . . ]. Es wuste schier niemandt, waß er hoffen solt oder ferchten müeste, ruoh und frid war unangenehm. Die uberwinder wünschten nur krieg, die uberwundene hate hoffnung, das glückh werde sie auch wider treffen und hofften, es solte ihr wunsch auch einmal angehen und mit ihnen besser werden. [ . . . ]

In disem jar [1630] stundt es ubel umb die evangelische religion an allen orten, und wan der könig auß Schweden dem Keysser mit krieg nit widerstanden het, so wer es umb der teütschen fürsten geschehen gewessen. Sie weren allein zu schwach gewessen und [hätten] den listigen hauffen nicht uberwunden. Aber Gott, der alles enden und wenden kan, der selbig hat den in gruben gefelt, der es graben hat.

Zu endt deß jar ist woll auch zu merckhen bey disser schweren betriebten und traurigen zeit, das wir bilich nicht vergessen, was unß Gott bißhero gethan hat an seinem heiligen wort, das unß so klar scheinet und leichtet, da wir Evangelische in allen kirchen gehalten haben den 24 tag Juni, an S. Johanni tag, das danckhfest, da es eben das hundertste jar gewessen, an welchem tag man zu Augspurg die evangelisch confeßion ubergeben hatt durch etliche fürsten und stendt deß Heiligen Reichs, dem großen keysser Carlo den 5 diß namens. Welches fest wir gehalten mit schönen gottesdinsten und gebet und gesang und comunicieren. In der morgenpredig und in der mittagpredig ist die Augspurgische confeßion von dem pfarer auff der cantzel offendtlich verleßen worden, damit ein jeder nun wiße, was die confeßion sey und inhalte.

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