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Ein schwäbischer Schuster und Bauer, der den dreißigjährigen Krieg überlebt – Hans Heberle (1597-1677)

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Da aber das kleine gelt ist auß dem landt komen, außgenomen die reichsthaller, dan man wil sie an allen wahren haben. Es hab einer feil, was es imer sey, wan einer nur für ein gulden kaufft oder verkaufft, so wil einer von dem andere reichsthaler haben. Es wil dem armen man niemandt nichts mehr geben, er hab dan reichsthaller, welches der arme nit hat könen uberkomen, das hat er müessen hunger und kumer leiden mit weib und kind, nur von des gelts wegen, dan es war alles sehr grausam theür, waß der mensch zu seiner underhaltung und narung gebraucht. Weil aber ein solcher jammer und noth ist mit dem gelt worden, so haben ethlichen stend und stet im Römischen reich sich mit ein[ander] vereinigt, wie sie der sach möchten vorstan und der ungelegenheit ein wenig wehren. Da haben sie gelt gemüntzet und haben [es] genant landtmüntz oder scheidgelt, ein schlechtes und verachtenes gelt, welches man nierent genomen hatt, dan in deren herrschafft, welcher der herr gemüntzet hat. Allein die Wirtenberger hirsch haben zum lengsten den stich behalten. Die frucht aber war sehr theür, dan der kern, daß Ulmer imen, gilt biß uff die 50 gulden, der rockhen 46 gulden, die gerst 26 fl, haber 15 fl, der lein 24 fl, erbiß 25 fl, dem reichsthaller nach, dan der thaler gilt 10 fl. Wie aber der reichsthaller uff 6 fl gemacht worden, so gilt das imen keren 5 thaler, das macht 30 fl. Der keren kompt wider auf acht halbe thaler, der macht 45 gulden und kompt wider so hoch hinauff, als wie der thaller 10 gulden hat golten. [ . . . ]

1623

In der erndte, da man geschniten hat, so sindt vüll blutstropfen uff denen halmen gefunden worden, ja, die helm sindt ganz blutig geweßen, welche leider den blutigen krieg bedeütet haben. [ . . . ]

Es sind auch in disem sommer umb Tübingen und Schorndorff im Wirtenberger landt, umb Jacobi tag, feürigen kuglin vom himel gefallen. An einem sontag 3 mall, am morgen, mittag und abendt. Darvon ist ein öffentlicher truckh außgangen, welchen ich selbst geleßen haben. [ . . . ]

1628

Den 25 tag Augusti [1628], nachmittag zwischen eins und zwey uhr, hatt mir mein liebe haußfraw in dise welt geboren mein tochter Cathriena, ihr erstes kind, und an dem selbig tag noch getaufft in der vesperpredig am samstag. Ist den tag der sonne auffgang gewessen morgens umb 5 uhr 22 minuten, im zeichen des skorpions ist der tag gewessen, darin der mon geloffen. [ . . . ]

1635

Den 2 tag Aprielis [1635] ist mir mein hertzallerliebster vatter selig auß diesem jamerthal selliglich in dem Herren entschlaffen, seines alters im 67 jars und 8 wochen 3 tag, morgens zwischen 7 und 8 uhren. Gott dem allmechtigen sey dem für diß gnadenwerckh lob, ehr, preiß und danckh, daß er in in diser grossen gefahr und so vüll räuber und mörder so veterlich und gnediglich behitet hatt, das er eines rechten nathürlichen todt gestorben ist in diser grossen beschwerlichen zeit, da vil taußend menschen sindt erschossen und erschlagen worden. [ . . . ]

Nota: Es ist aber dise zeit keinem menschen auff dem landt kein leichtpredig gehalten worden, von wegen des grossen kriegs halber. Dan es ist kein pfarrer auf dem land gewessen, vast ein gantzes jar. Ist aber ein baurenmensch in der stat Ulm gestorben, so ist im auch kein leichtpredig gehalten worden, von wegen deß grossen unkostens halber, das der gemeine man nicht vermecht hat. Nachmals ist auch von einem erbaren rath der stat Ulm auch außgangen, das welcher an der pestelentz gestorben, dem selbigen soll auch kein leichtpredig gehalten werden, es sey in der stat oder uff dem landt, er sey reich oder arm, dan die pest in disem jar hefftig graßiert. [ . . . ]

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