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Der Aufstieg eines Bürgers – Burkard Zink (1397-1474/75)

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Darnach als wir von gottes genaden gesunt wurden in demselben jar an dem montag nach aller hailigen tag da gelag mein hausfraw ainer tochter, genant Barbara.

Darnach am freitag nach sant Niclaus tag in demselben jar starb mein sun Cunrat auch an der pestilentz und leit auch under meinem stain zu sant Mauritien, da mein sun Jacob leit.

Item es ist zu wißen, daß in der zeit, als hievor geschriben stat, in der mein hausfraw also gekindet hett, daß ich dieweil fast arbaitet und rait gen Venedig und trib kaufmanschaft und füert pallen von Venedig herauß und richtet meinem herrn also sein gewerb auß und tett gesellschaft mit im und gieng mir wol. ich hett auf dasmal mer dann 1000 fl., gott von himl sei gedankt.

Item darnach als man zalt nach Christi gepurt 1440 jar am dornstag nach sant Gallen tag da starb mein lieb hausfraw Elisabet, der gott genedig sei durch sein gruntlosen barmhertzigkait, und leit zu sant Ulrich begraben under meinem stain. desselben mals was ich in meinem haus geseßen, das gelegen ist an der weiten Kirchgaßen, das ich von maister Hainrichen kauft hett. also han ich mein liebe hausfraw gehapt 20 jar in rechter freuntschaft, und haben tugentlich und freuntlich mit ainander gelept und er und guet gewunnen; der allmechtig gott müeß ir selen pflegen immer und ewiglich amen.

Item darnach an dem nechsten suntag nach dem hailigen pfingstag hett ich hochzeit mit Dorothea Kuelinbeckin, witwen, die Heinrich Adeltzhauser von Wickerhofen eliche tochter was; der allmechtig gott geb uns glück und hail. und ist ze wißen, daß die jetzgenant Dorothea, mein eliche hausfraw, auf dasmal zu Möringen was bei irm brueder, der was pfleger zu Möringen; ir man der was ir tod zu Landshuet, der was ain edlman und was hertzog Hainrichs diener, was ain frummer edlman und hieß Bernhart Kuelnbeck. da er gestarb, da fielen die gelter über die gueten frawen und namen, was da was, also belib der frawen und irn kinden nichts über, dann ir man was vil schuldig. und muest die lieb fraw von not wegen zu irm brueder gen Möringen, dann sie nichts hett; so hett sie auch kain zugehör, daß sie möcht beleiben dann bei dem brueder. der hett ain weib, die was aine von Westernach, ain scharpfe zornige fraw, die hett die lieben frawen ungeren und grüeßet sie zu aller zeit übel und verschmecht sie und ire kind, ain sun und ain tochter. nun ward mir gar vil von ir gesagt, wie daß sie wär ain schöne gerade fraw, so frum und so tugenthaft, daß man irs gleichen kam finden mocht. also ward ich bewegt in barmhertzigkait von ir schön und frumkait und tugend wegen und schickt nach ir gen Möringen. also kam sie zu fueß als ain arme fraw, und als ich sie sach da geviel sie mir wol und redet mit ir, ob sie mich wolt nemen. des ward sie von hertzen fro und sprach, sie wolt mich gern haben und wolt alles das tuen, das ich wolt, und wolt mir undertenig und gehorsam sein und nichts von mir begeren, dann was mein freier und gueter will wär, und wolt mich und alle meine kind in eren haben und ir sie laßen empfolhen sein als ir aigne kind etc. und als ich das hört, daß die fraw so guetwillig was, do geviel sie mir noch baß dann vor und nam sie, doch waren darbei erber leut genueg. [ . . . ]



Quelle: Burkard Zink, Chronik des Burkard Zink 1368-1468, Buch III, in Die Chroniken der deutschen Städte, Bd. 5, Hg. Carl Hegel. Leipzig 1866, 2. Auflage. Göttingen 1965; abgedruckt in Horst Wenzel, Hg., Die Autobiographie des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, Band 2, Die Selbstdeutung des Stadtbürgertums. München: Wilhelm Fink Verlag: 1980, S. 51-67.

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