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Eine mutige Frau stiehlt die königliche Krone – Helene Kottannerin (ca. 1400-nach 1458)

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Wann all die weil ich auf der purg was, slief ich nẏ kain nacht mit rue von der grossen sachen wegen, die mïr enpholchen was, vnd het vil swërer trawm. Vnd sunder ain nacht trawmbt mïr wie ain fraw durch gancze maur wër in das gwelb gangen vnd hiet dic heilig kran her aus genomen. Do erkam ich hart vnd stuend pald auf, vnd nam ain Junkchfraun, genant die Dachpekchinn mit mïr, vnd giengen zu dem gwelb. Da vand ich es, als ich es dann gelassen hat. Do sprach die Dachpekchinn: „Es ist nicht ain wünder, daz ïr nicht wol geslaffen mögt, euch sind gross sach enpholchen.“ Da mit gieng wïr wider in vnser rüe. Vnd das bedacht ich alles an der fart.

Vnd do wir komen an die herberg, da wïr essen wolten, Da nam der güt gesell den polster, dem er enpholchen was, vnd trueg in mit mir an die stat, do wïr essen wolten, vnd legt in auf ainen tisch gegen mïr vber, also daz in vnder mein augen was all die weil vnd wïr assen. Do wir nü geessen heten, do nam der gut gesell den polster vnd legt in wider auf den sliten als vor vnd füeren nü da hin vncz in vinster nacht.

Do kam wir an die Tüenaw, die was dennoch gestössen mit eis, Aber es was an ettlicher stat nü dünn warden. Do wir nü auf das eẏs komen, vnd wol enmitten auf der Tüenaw, da prast der wagen mit Junkchfraẅn ein, vnd viel vmb vnd was ein geschraẏ von den Junkchfraün vnd macht ains das ander nicht gesehen. Do erkam ich hart, vnd gedacht, wïr müsten mitsambt der heyligen kran in der Tüenaw beleiben. Aber got was vnser helfër, daz kain mensch vnder das eẏs nicht kam, Aber ander ding, das auf dem wagen was, das viel ettleichs in das wasser vnder das eẏs. Do nam ich die Herczoglnn aus der Slesẏ vnd die pestenn Junkchfraün zu mïr auf den Sliten, vnd kamen mit der hilff gotes vber das eẏs, vnd auch die andern all.

Vnd da wir nü da hin komen gen Gümarn in das haws, do nam der, der da mit mïr kam aus den sorgen, den polster mit der heiligen kron vnd trueg in an die stat, da Si wol behalten was, vnd da ich nü in das fraün Zẏmer kam zu meiner frawn gnaden, do ward ich schon enphangen von der edeln KungInn, die wessat nü wol, daz ich ain güter pot gewesen was mit der hilf gotes. Aber dẏ wunder vnd die zaichenlich hilf gotes, die sich da vergangen het, der wessat ïr gnad nicht, vnd ist auch also gestorben, daz Si sein nẏ Inn ist worden. Es kund sich nÿ gefuegen, daz ich also lang allain bey ïr gewesen wër, daz ich ir das von dem anfangk vncz an das end hiet mogen gesagen. Wann wir warn nicht lang beẏ enander, vnd kund sich auch nÿ gefuëgen, daz ich den gefragt hiet, der mit mir was in den sorgen, ob im icht des gleichen zaichenlich engegent wër, die weil er in dem gwelb was, als mïr engegent was, wann er kundat nicht vil deütsch, so mocht ich nẏemant getrawn, der mïr getulmëtscht hiet.

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