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Eine mutige Frau stiehlt die königliche Krone – Helene Kottannerin (ca. 1400-nach 1458)

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Da sein nü zeit was, Da kam, der do mit mïr was in den nöten, durch die kapellen an die tüer vnd klokchat an. Do tet ich im auf vnd slos nach im wider Züe. Nü het er ainen knecht mit Im genomen, der im helfen salt, der was mit taufnam genant gleich als er, der . . . , der het im gesworen, vnd ich ge da hin vnd wil im dy kerczn bringen, do waren sew verloren. Do erkam ich also hart, daz ich nicht wessat, was ich tuen solt, vnd wër die sach schier gesaumbt warden allain von des liechts wegen. Da bedacht ich mich vnd gieng vnd wekchat die frawn haimleich auf, die mïr die kerczen het geben, vnd sagt ïr, die kerczen wëren verloren, vnd ich hiet nach vil zepetten. Do gab si mïr ander, da was ich fra vnd gab im die, vnd gab im auch die Slos, die man wider an solt slahen, vnd gab im auch meiner gnedigen fraun klains sigel, da mit man wider zu solt sigelen, vnd gab im auch die drey slüssel, die zu der vodern tüer gehorten.

Do nam er das tuech mit dem petschad ab dem slos, daz der purkgraue dar auf het gelegt, vnd sperrat auf vnd gieng hin In mit seinem dienër vnd arbaitat vast an den andern slossen, daz das slahen vnd feillen überlaut was, vnd waren die wachter vnd des purkgrafen volkch diselbig nacht gar münter von der sarig wegen, die sy dar auf heten, dennoch het got der almöchtig Ir aller oren verschopt, daz sein ir kainer nicht horat. Dann ich horat es alles wol, vnd ich was die weil in der huet mit grossen angsten vnd sorgen, vnd ich knÿat nider mit grasser andacht vnd pat hincz got vnd hincz vnser lieben fraun, daz Si mir vnd meinen helfëren bei gestünden. Doch het ich grosser sarg vmb mein sel dann vmb mein leben Vnd pat hincz got, ob das wër, daz es wider got wër, daz ich solt darumb verdampt werden, oder daz ain val dar aus solt gen lant vnd leẅten, daz dann got meiner sel gnedig wër vnd liesz mich ee alhie sterben.

Da ich also pat, do kam ain grosser ludem vnd gerümppel, als vil mit harnasch an der tuer wëren, Da ich den het eingelassen, der mein helfer was, vnd mich bedeücht, wie sy dÿ tür wol aufstossen. Da erkam ich gar hart vnd hueb mich auf vnd wolt die gewarmbt haben, daz Sẏ von der arbait liessen. Do kam mir in den sin, ich solt an dÿ tüer gen, vnd das tet ich. Do ich an die tuer kam, do was das gerümppel da hin vnd hort nÿmant mer. Do gedacht ich mir wol, es wër ain gespenst, vnd gie wider an mein gepet, vnd verhies vnser lieben fraun ain fart gen Zell mit parfuessen fuessen, vnd die weil ich die fart nicht laistet, die weil wolt ich an der Sambstag nacht nicht auf vedern ligen, vnd sprich auch all Sambstag nacht, die weil ich leb, vnser lieben fraun ain besunder gepet Vnd dannkch ïren gnaden, die Si mit mïr getan hat. Vnd ich bit Si, daz Si ïren sun, vnsern lieben Herren Jhesum Cristum fur mich dankch der grossen gnaden, die mïr sein parmung also scheinperlich getan hat.

Vnd da ich nach an meinem gepet was, da deücht mich aber wie ain grosz geprecht vnd ain gerumppel mit Harnasch an der tür wër, da der recht eingankch was in das frawn Zẏmer. Do erschrakcht ich als hart, daz ich vor angsten alle zitern vnd swiczen ward, vnd gedacht, es wër nicht ain gespenst, vnd die weil ich an der kapellen tur gestanden wër, die weil wëren Si her vmb gegangen vnd wessat nicht, was ich tüen solt vnd losat, ob ich die Junkchfraun icht da hort. Do hort ich nÿmant. Do gie ich gemëhleich an dem stieglein abher durch der Junkchfraun kamer an die tuer, do der recht ingankch was in das frauen Zimer. Do ich an dẏ tuer kam, do hort ich nÿmant. Do was ich fra vnd dankcht got, vnd gie wider an mein gepet vnd gedacht mir wol, daz es der tewfel wër vnd die sach gern vnderstanden hiet.

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