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Die Jugendzeit des Sohnes eines Nürnberger Schneiders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Rückblick)

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Oben erwähnter Herr Candidat Hofmann äußerte nun gegen meinen seeligen Vater den Wunsch, weil er großen Hang an mir verspührte, in eine Normal Schule aufgenommen zu werden, er möchte mir also an meinem Fortkommen nicht hinderlich seyn, es machten daher meine Eltern nebst den Herrn Candidat Hofmann Anstalt hiezu, sprachen mit den damaligen Herrn Rector Reichel, und nach einem kurzen Examen wurde ich zu den damaligen Herrn Cantor Seiz als Privatist in der Sebalder Schule in Tertiam angestellt.

Nach drey viertel Jahren, da mein Lehrer Herr Cantor Seiz eine Reise machte, von welcher er nicht wieder zurück kam, wurde Herr Magister Andreas Göz an dessen Stelle promovirt, und ich erhielt die Ehre als würklicher Tertianer ernannt zu werden. Unser damaliger neuer Hr. Cantor Hummel, war ganz Musikus und wußte in diesen Fach Talente zu schäzen. Er verspührte an mir eine Stimme die mehr als Alletag – Stimme zu nennen war und regalirte mich mit der Frühmesserstelle, bis daher wurde mein Glück gemacht, und ich war dazumal auf meine erhaltene Ehrenstelle so stolz, daß ich nicht mit meinen Vater getauscht hätte; den Anlaß dazu gab ein Mitschüler von mir, der auf den rasenden Gedanken kam daß er starb; und da ich an der Leichentafel las: der Erb. und Gelehrte so wurde ich von Enthusiasmo ganz angesteckt, weil ich mir vorstellte einsmal ein Mitglied des Pariser Parlements zu werden. [ . . . ]

Nun waren die Jahre erschienen, wo ich zu höhern Glaubensregeln in der Religion Unterricht vonnöthen hatte. Zu dem Ende gieng ich zu meinen seel. Herrn Beichtvater, bei dem ich Famulus war, es war der damalige und schon lange in die Ewigkeit vorangegangene Herr Magister Joh. Friedrich Stoy, bestverdienter Schaffer an der Haupt- und Pfarrkirche zu St. Sebald, meldete mich bei ihm daß in meiner folgenden Lebenszeit und bei meinen Widerwärtigkeiten oft seine Ermahnungen mir zum Trost im Leiden dieneten. Nach erhaltenen Unterricht erhielt ich die Erlaubniß mit andern Confitenten in den Beichtstuhl als ein reuiger und bußfertiger Sünder mich einzufinden und des andern Tags bei den Genuß des heiligen Abendmahls zu erscheinen.

[ . . . ] ich wurde hart gehalten, und mir alle Gelegenheit benommen nur einen Kreuzer zu führen, mein Frühmeßgeld legte mir Hr. Adstans Volland quartaliter zusammen und meine 12 kr. Pension musten alle Sonnabend richtig meiner Mutter durch ihren Hrn. Sohn eingehändiget werden, wann uns ein oder 2 kr. fehlten, so lag der Beweiß am Tag daß ich in meinen Dienst nachläßig war, und geschahe also eine gewaltige Execution [ . . . ]

[1758 wurde Händler Primaner, Ostern 1760 legte er das Schluß-Examen der Schule ab.]

Mein Vater [ . . . ] redete ganz im lieblichen Tone mit mir und sagte: daß alles nichts helfen thäte, und ich nur selber überlegen sollte, wo das Geld zum studieren herkommen sollte. Du hast noch zwey Geschwiestrigte, was würden die sagen: wenn ich durch dich ein armer Mann würde, erwähle dir eine Lebensart, welche du wilst, so will ich für dich sorgen, nur das Studieren mußt du dir vergehen lassen. Ich bat mir Bedenkzeit aus [ . . . ]

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