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Anweisungen des westfälischen Adligen Christian Franz Dietrich von Fürstenberg in Bezug auf die Erziehung seiner Töchter (1743)

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Glückliche Kinder, welche also zum ora, et labora erzogen sind und es folgen

Die jungen Kinder, welche also unterwiesen sind, welche diese facte haben genommen, welche sich in ihrer beständigen occupation, um niemalen müßig zu sein erfreuen, in selbiger ihre Freude suchen, ein klein Spaß, als etwas vorbeigehendes ansehen, sich bei selbigen, auf eine kurze Zeit wohl sein lassen, aber an selbiges ihr Herz nicht hencken, werden allzeit glücklich sein.

Unglückliche Kinder welche es verachten, und den Müßiggang, den Üppigkeiten nachtrachten

Welche aber die Pferde hinter den Wagen spannen, den Müßiggang, die Trägheit, die Üppigkeiten, hüpfen und springen, als wie das Ziel ihres Lebens voraussetzen, ohne selbiges sich anmaßlich wollen grämen, die Zeit nicht wollen wissen zu vertreiben, beschäftiget zu sein, als etwas bürgerliches, als etwas Unanständiges wollten ansehen, selbige können nicht lang leben, selbige müssen vergehen, dan allzeit in Gesellschaften zu sein, ist unmöglich zu erhalten, wobei sich auch viele versündigen; dan wan auch dieses, nähmlich ein beständiges Jüchtern die Gesundheit übertragen wollte, wan man auch Kaiserinnen, Königinnen pp. wäre, wan man auch die Späße zum Ziel seines Lebens wollte setzen, so wäre gleichwohl nicht möglich, daß sich selbige also aufeinander folgeten, daß nicht viele Ruhetage, viele für solche Leute müßige, langwierige Wochen dazwischen sein müßten. In einer Stadt, auf dem Lande, bei einem Hofe, in seinem Hause, allerwegen ist gut leben, wan man sich weiß also zu beschäftigen, das man niemal müßig ist, ja man wird deren Unruhen in Städten, bei Höfen eher müd, als wie der guter Ruhe, welche man in seinem Hause genießet, wan man sich weiß zu beschäftigen. Die Unruhe, das Jüchtern verzehrt auch den Menschen und macht ihn früher sterben; die Ruhe aber nähret den Menschen, und machet ihn länger leben; was sind schon viele, so viel jünger als wie ich waren, gestorben, die, weil sie der Pracht und der Unruhe dieser Welt, unsinnig nachjagden, ich aber in meiner Ruhe lebe noch.

Warum man dieses anführe, nähmlich wegen den Verführern.

Man führet dieses nicht ohne Ursache also weitwendig an, dan obschon das vergnügte Leben eines Jeden darin bestehet, sich allezeit Wissen zu beschäftigen, niemals müßig zu sein, die Kinder selbiges auch hoffentlich begreifen, so pflegen sich doch bei sicheren Jahren Leute genug herbei zu machen, welche alle diese und jede application werden abraten, den Kindern selbiges anders werden wollen weiß machen, von nichts, als Müßiggehen, Jüchtern und Flüchtern werden sprechen, der Eltern und sonsten, welche es anders raten möchten, welche selbiges nicht leiden wollten, sich in den Weg legen müssen, nicht genug werden spotten können pp.

Absichten des Hauses
Das Gesinde der Freier

Knechten, und Mägden, Haußofficieren, hänget auch mehrerenteils der Magen dahin, nähmlich nach dem Flüchtern, desgleichen junge Mannsleute, welche Lust haben zu heiraten, den Weibsleuten nachzutrachten – obschon sie sonsten etwa selbiger junger Weibsleuten Glück nicht machen könnten, nur allein auf sich sehen – suchen selbige junge Weibsleute, auch zum Müßiggang, zum Jüchtern, zum Flüchtern zu bringen, dazu anzuführen, dan alsdann sind sie leichter zu verführen, zu überreden, indem der Müßiggang ein Kopfkissen des Teufels ist, welche also, als wie die Eltern und Instructoren der Jugend christlich, und nach ihrer Schuldigkeit wollten vorstehen, müssen selbiges verhindern;

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