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Anweisungen des westfälischen Adligen Christian Franz Dietrich von Fürstenberg in Bezug auf die Erziehung seiner Töchter (1743)

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Wozu die Ergötzlichkeiten dienen müssen, und was eines jeden sein rechtes Geschäft auf dieser Welt sei

Die Lustbarkeiten, Ergötzlichkeiten sind bei des Menschen Leben, als wie das Gewürz bei den Speisen; es müßte einer zu Schande gehen, welcher sich mit lauter Gewürz wollte speisen und ernähren.

Wir sind auf die Welt kommen, nicht um zu hüpfen und zu tanzen, sondern nach der Lehre unseres Catechismi, um Gott zu ehren, und unserer Seelen Heil zu bewirken. Neben diesen dann hat auch ein jeder allerlei Sachen, jeder nach seinem Stand, zu erlernen, damit er in der Welt nicht übrig sei, und womit er, oder sie, sich die Tage seines Lebens müsse beschäftigen, und niemalen müsse müßig sein, und sich müßig erfunden werden.

Vor das weibliche Geschlecht, um nicht müßig zu sein will es heißen: bald bete, betrachte, und lese ich, bald stricke, sticke, nähe, spinne mit solcher Wechslung übend mich, den Himmel leicht gewinnen:

Man muß allezeit beschäftiget sein

Dieses wohl betrachtet, muß also ein junges Weibsbild sich von jung auf gewöhnen, allezeit beschäftigt, niemals müßig zu sein, allzeit beschäftigt zu sein lieben; den Müßiggang aber hassen, so wird sie allezeit in ihrem Gemüt vergnüget sein, so wird sie in allen Orten und wan sie auch in einer wilden Einöde wohnte, vergnügt sein.

Wie man Kinder nacheinander muß erziehen

Die ganz jungen Kinder lernen ihren Catechismus. Sie werden unterwiesen in der Andacht, und einem christlichen Wesen, sie werden unterwiesen im Lesen, Schreiben, verschiedenen Sprachen, Arbeiten, Rechnen, Haushalten. Sie werden auch unterwiesen im Tanzen, Spielen, einer anständigen Lebensart; es wird ihnen beigebracht, wie sie eingezogen, ehrbar, vorsichtig leben, sich zu einem jeden schicken, und keinem überlästig sein sollen.

Wie sich selbige bei den Ergötzlichkeiten und selbiger Abwechslungen haben zu verhalten

Gibt es nur etwas zu tanzen, gibt es etwas zu spielen, gibt es Gelegenheiten sich mit spazieren und sonsten anderen Zusammenkünften, assemblées zu erlustigen, so nimmt man sein Teil mit daran, wie auch andere Leute.

Ist selbiges vorbei, so betrübt man sich dessentwegen nicht, ja man ist wohl froh, daß es vorbei sei, man läßt sich deswegen die Zeit nicht lang werden, sondern man gibt sich gleich mit einem ganzen, mit einem guten, mit einem fröhlichen Herzen wiederum zu seinen gewöhnlichen Geschäften, beten, lesen, arbeiten, haushalten und vergnüget sich über alles in selbigen seinen gewöhnlichen Geschäften, als welche des Gemüts rechte Nahrung sein müssen.

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