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„Die Erziehung des lippischen Landsmanns” (1789)

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Aus diesem nehmlichen Grunde verrichtet er auch das Mahlen, Brodtbacken und Obstdörren selbst. So wie er als ein aufmerksamer Verwalter das Ganze seiner Haushaltung ins Augenmerk nimmt und im Gange erhält, so muß er auch des Morgens der erste und des Abends der letzte seyn, besonders aber vorm Schlafengehen jedesmal das Arbeits- und Ackergeräthe nachsehen, damit, wenn Gebrechen sich dabey äußern sollten, solche in Zeiten ausgebessert werden, und dadurch kein Aufenthalt in der Arbeit entstehe. Was ein Meyer in den verschiedenen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens als Unterthan, Eigenbehöriger, Pacht- und Zehntpflichtiger zu beobachten hat, gehört zur politischen Erziehung [ . . . ]

Bey Uebersicht der beschriebenen thätigen und geschäftvollen Lebensart des Landmanns, wird dem Politiker, wenn er die gesammelte Einrichtungen vereiniget, begreiflich werden, wie es möglich sey, daß in der Grafschaft Lippe, auf diesem [ . . . ] 25 Geographische Meilen großen Distrikte, unter dem 51ten Grade der Breite, 64 465 Menschen, also auf jeder Quadratmeile – 2578 Menschen sich satt essen können.

Der Moralist, welcher weiß, daß Thätigkeit, Arbeit und Fleiß, die sichersten Verwahrungsmittel wider Ausschweifungen und Laster sind, wird ein so emsig arbeitsames Volk, im ganzen für ein gutes und tugendhaftes Volk zu erkennen, nicht abgeneigt seyn, daher ihm die Hochschätzung nicht versagen die dem tugendhaften in niedrigen Hütten, so gut als in Pallästen gebührt. [ . . . ]




Quelle: Lippisches Intelligenzblatt (1789), S. 5-7, 11-16, 18-19.

Abgedruckt in Jürgen Schlumbohm, Kinderstuben, Wie Kinder zu Bauern, Bürgern, Aristokraten wurden 1700-1850. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1983, S. 81-87.

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