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Philip Wilhelm von Hörnigk „Österreich über Alles, wenn es nur will” (1684)

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Kapitel XVIII.

[Hörnigk erörtert danach inwieweit seine „Neun Regeln“ in Österreich beachtet werden, und schreibt, nachdem er an begründeten Beispielen aufzeigt, wie jede einzelne von ihnen ständig gebrochen wird, Folgendes: ]

[ . . . ]

Man sagt sonsten: Ist einer gut, so seind sie alle gut. Ich aber sage von unser unter Handen habenden Materi: Ist eine von diesen Reguln allen bei uns jemal in gebührender Observanz gewesen, so seind sie es alle. Aber in der Tat findet sich solches nicht in einer einigen. Vom Schädel bis zu der Fußsole ist diesfalls nichts Gesundes bei uns. Und jemand dörfte noch wundern, oder die Ursach weit suchen, daß die Länder geldarm? Vielmehr siehet es bei solcher Beschaffenheit einem österreichischen Mirakul gleich, daß nicht bereit längst alles vollend bei uns zu Grund gegangen.


[ . . . ] Ich will ja glauben, wir seien von Gott noch nicht so weit verworfen, daß keine Hoffnung mehr dazu sollte fürhanden sein. Sondern ich getröste mich, es werden noch etliche vom Himmel aufgetrieben werden, unserm sonst unglückseligen Vaterland sothanen Segen als auserwehlte Werkzeug Gottes erwerben zu helfen. Glückselige kaiserliche Erbländer und gesegneter Tag, in welchem wir solches Heil erleben werden! Teurester, ewig gepriesenster Kaiser, der solcher Gestalt seinem von Gott anvertrauten seufzenden und bedrängten Land und Leuten durch eine feste Resolution und unumstoßliche Verordnung zu Trost kommen und selbigen aus gegenwärtigem Schlamm der Unvermögenheit und des Mangels helfen wird! Ja, glückselige Türkennot, gesegnete Verhergung Österreichs, erwünschte Wiener Flucht, wann ihr Anlaß gebt, daß doch endlich dermaleins die Augen geöffnet, Hand angelegt und mittelst eurer, als gleichsam der Aufopferung eines Teils der Ladung, das gesamte baufällige und dem Ungewitter bald unterliegende Schiff des gemeinen erbländischen Wesens dem heftigen Sturm und Untergang entnommen und gerettet werde.


Kapitel XX.

Ja, sage ich, von den Fürsten unsers Volks muß uns das Heil herkommen, die Gemeinde kann ohne sie nichts hinzu tun. [ . . . ]

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