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Die „Meynungen des Graffen Kaunitz über das auswärtige System” (24. März 1749)

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Ein mehrers ist schon von denen Preußischen gefährlichen Vergrößerungs-Absichten bey Gelegenheit des Rusßischen Hofs angemercket worden.

Um soviel diejenige Mächten, so unter die Dritte Classe zu rechnen, als den Römischen Hof, Portugal, Dännemarck, Schweden, Pohlen, Neapel, und Sardinien, die Republiquen in Italien, den Hertzog von Modena, die Chur- und Fürsten des Teutschen-Reichs [etc. etc.] anbetrifft; So haben zwar Dieselbe gleichfalls ihren starcken Einfluß, in dem Universal-Staats-Systemate, und verdienete eine jede insbesondere, nach ihrer Verfaßung Zusammenhang, wiedrigen oder gut anscheinenden Gesinnung, wie auch nach denen thunlichsten Mitteln, durch welche sie in das allerhöchste Interesse mehrers einzuziehen seyn aufmercksamst erwogen zu werden.

Da sich aber der gleichen Speciale Betrachtungen nicht in wenige Bögen einschräncken, und erschöpffen laßen, auch sich bereits bey denen beträchtlichsten Höfen etwas weitläuffig geäußeret worden; So bleibet nur noch übrig, die Bedenckliche Umstände, worinnen Euer Kayser[liche] Königl[iche] May[es]t[ä]t sich selbsten, in ansehung der auswärtigen Staats-Geschäfften vor dermahlen befinden, in etwas zu berühren, und so dann zufolg des allergnädigsten Befehls, mein weniges Dafürhalten, wegen dem künfftig einzuschlagenden Systemate, in aller unterthänigkeit zu eröffnen.

Der innerliche Zustand einer Monarchie ist zwar das Erste, und hauptsächlichste, was bey allen Staats Berathschlagungen, mit einschlaget, und in behörige Erwegung zu ziehen; Ich übergehe aber solchen um deßwillen mit ehrerbietigstem Stillschweigen, weilen von demselben noch keine vollständige Kanntnüß besitze; Jedoch kan Niemanden verborgen seyn, daß, nachdem Euer Kayser[liche] Königl[iche] May[es]t[ä]t die äußerste Kräfften, zu Aufrechterhaltung Cron und Scepters, gegen so viele mächtige Feinde anspannen müßen, und eine größere Macht, als von keinem Dero glorreichesten Vorfahren geschehen, in das Feld gestellet, [ . . . ] nothwendig die Lande nebst dem Aerario sehr erschöpffet, und anbey zu verwundern seye, wie es bishero möglich gewesen, zu so vielen Nothwendigkeiten Rath, und Hülffe verschaffen zu können. [ . . . ]

Nicht weniger bedenckliche Umstände, äußeren sich auch bey der Beschaffenheit, und dem Zusammenhang der auswärtigen Staats-Geschäfften, und kan ohne mindeste Vergrößerung, als eine offenbare Wahrheit vorausgesetzet werden, daß das Durchläuchtigste Ertzhauß in Ansehung aller seiner Alliirten, und besorglichen Feinden, sich niemahlen, auch nicht einmahl währendem Krieg, in so häcklichten, weitaussehenden, und critischen Umständen, als vor dermahlen befunden.

Die Alliirte sind nunmehro theils entwaffnet, theils gäntzlich entkräfftet. [ . . . ]

Engelland allein, und ohne Holland ist, so lang das genannte alte Systema empor gekommen, noch nie zu vermögen gewesen, dem Durchläuchtigsten Ertzhauß beyzuspringen; Und bey berührung der Englischen Gebrechen, und deren vermuthlichen Ursachen, habe bereits meine wenige Gedancken geäußert, was sich in dergleichen Fällen von der ernannten Cron zu versprechen seye; deßfalls das jenige, was bey dem Krieg A[nno] 1733 vorgefallen, die nähere Belehrung giebet.

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