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Die türkische Niederlage von Wien (12. September 1683)

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Während dieser heftigen Gefechte auf den Bergen verloren die Christen nahezu 100 Männer, worunter der Hauptfeldwebel des Regiments von Schultz, Prinz Moritz von Croy, Hauptmann des Regiments von Grana, des Prinzen Bruder, stellvertretender Feldmarschall, an der Schulter verletzt wurde: Sie feuerten andauernd auf die Laufgräben und Batterien der Türken, mit Artillerie von unseren Schutzwällen und Basteien; die Belagerer, beflügelt von der Gegenwart des Großwesirs, erwiderten heftig mit ihren Geschützen, und von beiden Seiten wurden gewaltige Musketensalven abgefeuert, vermischt mit großen Mengen von Granaten. Der Großwesir, der sich in den Laufgräben befand, gab ihnen Hoffnung, den Ort einzunehmen; Prinz Ludwig von Baden und Oberst Heissler drangen in ihre Gräben ein, gleichzeitig machte Graf Starhemberg einen Ausfall und unterstützte sie, und sie schlugen die Janitscharen zurück, die sich selbst mit dem Großwesir retteten, dessen Sohn entweder gefangen genommen oder getötet wurde, und der, so wird erzählt, selbst Verletzungen davontrug. In der letzten Zeit hatte der Feind niemals so viele Bomben und Steine noch Feuerwerkskörper wie am Sonntagmorgen abgefeuert, als unsere Männer von den Hügeln in Richtung Schottenbastei und Mölker Bastei herabmarschierten, auf denen viele Menschen standen, um aus der Ferne unseren Abstieg und die Schlacht zu sehen; doch sie beobachteten, dass der Feind kaum Schaden anrichtete. Gegen Abend, als die Türken erkannten, dass die Christen ihr Lager gegenüber der Schottenbastei eingenommen hatten und dass unsere Reiterei darin eingedrungen war, brachten sie zwei Geschütze in Stellung und schossen auf das Lager, doch eine Weile später fanden sie sich überrascht und gaben ihre Laufgräben und ihre gesamte Artillerie auf, die aus 75 Kanonen, 14 Batteriegeschützen und darunter einigen Mörsern bestand. Zur gleichen Zeit fand ein Gefecht im Lager mit den Janitscharen statt, die aus ihren Gräben herausgekommen waren, doch sie leisteten keinen großen Widerstand und rannten wie Feiglinge davon.

In der Nacht machten sich die Christen zu Herrn über alle Lager der Türken. Danach drangen vier Kameraden unserer Infanterie mit Fackeln und brennendem Stroh in die feindlichen Laufgräben ein, fanden aber nichts als Tote; sie nahmen die feindliche Artillerie in Besitz, von der einige Stücke in die Stadt gebracht wurden. Die ganze Nacht über sahen wir Brände in der Ferne, da die Türken so viele ihrer Lager in Brand gesteckt hatten, wie eine solch hastige Flucht es ihnen erlaubte, und sie zogen sich von der Insel mithilfe einer Brücke zurück, die sie unterhalb des Flusses über einen der Seitenarme der Donau errichtet hatten, weil die Christen die obere Brücke über denselben Fluss erobert hatten.

Am Montagmorgen sahen wir alle Lager und Felder mit Soldaten, sowohl Polen als auch Deutschen, bevölkert. Die Stadt wurde am Sonntag um etwa 5 Uhr nachmittags befreit, und die Neugierde aller drängte sie, das Lager zu sehen, nachdem sie über zwei Monate eingeschlossen gewesen waren.

Der König von Polen hatte mittlerweile mit größter Energie die Feinde auf seiner Seite zurück- und in die Flucht geschlagen; diese ließen die Beute ihres Lager zurück, die aus einem sehr reich ausgestatteten Zelt des Großwesirs bestand, seinen Fahnen, zwei Stangen mit Rossschwänzen (ihr übliches Kriegszeichen) sowie seiner mit Diamanten besetzten Standarte, seinem für die Besoldung des Heeres bestimmten Schatz, und kurzum wurde all seine Ausstattung von den Polen in Besitz genommen. Was den Rest der Zelte, des Gepäcks, der Artillerie, Munition und Vorräte betrifft – genug, um 8.000 Wagen zu beladen, so wurde er unter unserem Heer aufgeteilt.

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