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Politisches Testament Friedrich Wilhelms I. (des „Soldatenkönigs”) (17. Februar 1722)

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Mitt euer Alliancen die Ihr mit grohsse herren zu machen habet müßet Ihr sehr mit rahr sein und nichts versprechen als was Ihr halten Könnet und nicht was gegen Gottes wohrdt ist und gegen euer Landesinterreße
[ . . . ]

[An dieser Stelle folgen Ratschläge, wie der Nachfolger die Beziehungen zu den anderen Mächten gestalten soll: eine enge Freundschaft mit Russland, gute Beziehungen zu Polen – aber es müsse alles dafür getan werden, dass es eine Republik bleibt. „Seien Sie immer auf der Hut vor dem Haus Österreich und dem Kaiser, der voller Neid ist gegen Preußen und seine Armee“ etc. Bei entsprechender Belohnung würde sich Friedrich Wilhelm nicht gegen Brandenburgs Entsendung von Truppen nach Frankreich aussprechen, „jedoch nicht nach Ungarn und Italien, dies ist gegen Ihr Interesse, der vollständige Ruin Ihrer Armee und zu weit entfernt von Ihrem eigenen Lande.]

Mein lieber Succeßor bitte ich in stah(t)ssachen nichtes zu Resolviren bevor Ihr alles wohll mit eure Ministris des affere Ettrangehre wohll überlehget hahbet den(n) wen(n) Ihr mit die Ministris ein Jahr höhret von afferen sprechen und vortragen Ihr es baldt lernen und begreiffen könnet und Ihr euere Interreße kennen lernen [werdet].

Mein allerliebster Succeßor wierdt gedencken und sahgen warumb hat mein sehliger Vatter nicht alles so getahn als hier drin stehet geschriben, die ursache ist dieße da mein sehliger Vatter gestorben 1713. [fand] ich [daß] das landt Preußen von der menschen Pest und viehe Pest fast ausgestorben ist alle Domennen im gantzen lande [oder die] meisten verpfendet und in Er(b)pacht wahren die ich alle wieder ausgelöhsen habe und die finnance in solchen schlegten stande wahren das ein Banckruht nahe wahr die Armeé in solchen schlegten [Zustand] und Kleine Zahll wahr das ich alle gewehsene unrichtigkeit nicht genug Kan beschreiben ist gewiß ein recht Meisterstück [daß] in 9. Jahr biß anno 1722 ich die afferen alles wieder so in eine guhte ordre und verfassung gebracht und Ihr auf eure Domenen nichts schuldig seidt euere Armeé und Artollerie in solchen stande als eine mit in eurohpa ist und versicher euch das ich habe von meine bedinte wenige assistentz gehat wohl aber von Ihnen bin directe und indirecte conterKarriret worden also habe ich in die 9. verflossene Jahr nichts mehr tuhn können, aber alles wahs hier, in die instruckcion drin stehet mein lieber Succeßor nach meinen toht gewis kahn zum stande kommen werden dazu ich mein lieben Succeßor allen glück und sehgen von Gott dazu wünsche sollte Gott mir noch etl: Jhar das lehben gehben so werde ich noch selber viell im stande bringen wie hier darin stehet wo ich solte noch lenger lehben werde zu die instruccion ein anhang machen indeßen stelle Gott alles anheim und bitte euch es öfters mit nachdenken und attencion durchzulehsen ich bin Persuadieret Ihr werdets es guht finden und mir folgen den(n) ich es alles selber durch erfahrung habe und mein dage selber viell Probiret.

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