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Politisches Testament Friedrich Wilhelms („des Großen Kurfürsten”) (19. Mai 1667)

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Nun ist vndt bestehet zuforders die rechte tugendt eines rechtschaffenen Regenten darin, das Er Gott der In erschaffen, vndt zu einem herrn vndt Regenten so vieller Lande vndt leutte gesetzet, recht von hertzen furchte, liebe, vndt fur augen habe, Sein allein Seligmachendes wohrdt, die wahre Richtschnur Seiner gantzen Regirung vndt lebens sein lasse, dieweill darein die rechte Gott wollgefellige Regirungskunst, vndt hochste politica begriffen ist, hienehbenst Gott taglich morgendts mittags vndt abendts, mitt einem inbrunstigen gebette fleissig anruffe, zuforders vmb weisheitt vndt verstandt, auch vmb gnedigen beistandt solche schwere Regirungs last, zu Seines hohen Nahmens Ehre, Anuertrautten Landen vndt Leutten zum besten, also zu dirigiren, damitt Ihr solches gegen Gott, hir zeittlich vndt dortt Ewig verantwortten moget, hirnehbenst erinnert Euch auch stetz der vielfeltigen hohen wolthatten Gottes so Er Euch fur anderen erwissen, das er Euch zum fursten vber so viell Landt vnd Leutte, auß lautter gnadt gesetzet, deßwegen Ihr Ihn taglich mitt fleissigen gebett, hochlich vrsache zu dancken habt, Euch auch befleissiget, Ewer gantzes Leben, vndt Regirung, zu Seinem dienste anzuwenden, betrachtet auch oftmals vndt alzeitt, das Ihr nichts das aller geringste begehet, oder thutt, dauon Ihr dem hochsten ins kunftige werdet rechenschaft geben mussen, Ja auch von dem allergeringsten. Diesse Christliche betrachtung nun der zukunftigen rechenschaft, welche Gott von Regenten mehr den von andere erfordert, vndt das auff Sie aller vnterthanen augen gerichtet sey, vndt deren exempell folgen, wirdt verursachen Damitt Ihr Euch, in Euren gantzen leben befleissigen werdet, nicht wissendtlich gegen Gott zu sundigen, sonderen alzeitt Euch des gutten, so viell die Menschliche Schwacheitt zulest, zu befleissigen, wan Ihr diesses woll beobachtet, So wirdt der nutz darauß entstehen, das die furcht des herrn, von tage zu tage, iemehr vndt mehr in Euch wackssen vndt zunehmen wirdt, So wirdt Euch auch alßdan alles zeittliche So Ihr von Gott begeren vndt bitten werdet, vndt Euch nur Sellig ist, von Ihm reichlich zufallen, vndt Euch gegeben werden, befleissiget Euch auch eines rechten messigen vndt nuchteren lebens, gehet damitt Eweren vnterthanen vndt dieneren, mitt gutten exemppell fur. [ . . . ]

Gegen die Armen seidt freigebig es ist auch Christi befell, dadurch Samlet Ihr Euch einen vnuergencklichen Schatz im himmell, welchen keine motten oder Rust fressen, oder diebe nach graben werden.

Was nun die Religion, vndt der kirchen bau in Euren Landen betrift, vndt welcher gestaldt Ihr solchen bestmugligst zu fuhren habt, So ist furnehmlich dahin zu sehen, vndt zu trachten, auf das die Reformirte Religion, welche auff das wahre wortt Gottes, vndt auff die Simbola der Apostellen allein gegrundet, vndt ohne Menschen zusatz ist, In allen Eweren Landen moge vortgepflantzet werden, doch solcher gestaldt, das es nicht mitt zwangsmittelen, oder entziehung der Lutterischen kirchen, vndt abgang deren Rentten oder inkunften gesche[he], sonderen auß Eweren eigenen mittellen, solchen bau der Reformirten kirchen in Eweren Landen befordert, [ . . . ] Zu beforderung nun diesses wercks, habt Ihr furnehmlich dahin zu sehen, das wan Solche Subiecta von der Revormirten Religion In Eweren Landen Sich befinden, So da qualificirt vndt geschickt, fur andere zu denen bedinungen vndt officien, zu hoffe vndt im Lande annehmet vndt bestellet, Ja da auch in der Chur Brandenburg keine verhanden, auß der frembde annehmet, vndt den Lutterischen furziehet. Der Reformirten kinderen gebet die ordinar beneficia vndt Stipendia, damitt Sie etwas lernen vndt Euch desto besser dienen konnen, hirnehbenst auch zu Predigers in Stetten vndt auffem lande Vociret, welche nicht zancksuchtig, vndt Euere Religion nicht verketzeren oder verdammen, sonderen fridliche leutte sein, So da den kirchen friden zu beforderen suchen, vndt meinen edicten nach zu leben Sich reversiren, gleichfals die Schullen vndt Academien im Lande, mitt solchen preceptoren vndt Professores besetzet, So da moderat, vndt nicht zancksuchtig sein, die solches nicht thun wolten, selbige das landt zu reumen befelliget.

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