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Friedrich August Ludwig von der Marwitz: Auszug aus dem Essay „Von den Ursachen der überhandnehmenden Verbrechen” (1836)

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Ich selbst bin jahrelang in dem Irrtum gewesen, mir zu Dienstboten immer solche auszusuchen, die wegen ihrer Kapazität in der Schule berühmt waren, und bin jedesmal betrogen worden, — sie waren faul in ihrem Geschäft, praktisch ganz unbrauchbar, merkten und begriffen gar nichts, aber hochmütig, Prahlhänse und bisweilen Galgenvögel waren sie.

Jetzt nehme ich nie einen sogenannten Klugen, sondern immer die ruhigen, die sich sonst gut aufführen, aber von der Schulweisheit durchaus nichts begreifen können. Diese sind praktisch und merken und begreifen alles, was sie sehen, nicht aber, was ihnen vorgeredet wird.

Ich äußerte meine Verwunderung darüber einem Amtmann und seiner Frau. Er sagte: Freilich, das weiß ich schon lange; wer wird auch einen Knecht mieten, der in der Schule klug war? Ich nehme schon lange nur die Dummen, die eben sind klug in dem, was ich brauche. Und die Frau: Ich nehme keine kluge Magd, die ist niemals fleißig und bescheiden.

Daß, wenn ein Kind durch den Unterricht eine solche schiefe Richtung bekommen hat, der fleißigste Religionsunterricht des Predigers für sich allein es nicht ändert, habe ich schon bemerkt. Einer von jenen klugen Jungen, die ich im Dienste hatte und den ich dadurch zur Erkenntnis zu bringen hoffte, erklärte Evangelium und Epistel so gut wie der Prediger, ja, er war imstande, den Inhalt der Predigt aufzuschreiben, und wenn ich diesen auf seine Fehler anwendete, blieb er wie ein Stock und sündigte nach wie vor.

Wie ist dem abzuhelfen? Nicht anders, als daß die Religion wieder zur alleinigen Grundlage des Schulunterrichts gemacht werde, daß jeder Mensch wieder lerne: Du sollst lieben Gott Deinen Herrn, und Deinen Nächsten als Dich selbst; Du sollst nicht töten; Du sollst nicht stehlen; Du sollst nicht ehebrechen; Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Gut.

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