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Leopold von Ranke: Auszüge aus seinen Schriften (1824-1881)

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Ich kann also die leitenden Ideen nicht anders bezeichnen, als daß sie die herrschenden Tendenzen in jedem Jahrhundert sind. Diese Tendenzen können indessen nur beschrieben, nicht aber in letzter Instanz in einem Begriff summiert werden. Sonst würden wir auf das oben Verworfene neuerdings zurückkommen.

Der Historiker hat nun die großen Tendenzen der Jahrhunderte auseinanderzunehmen und die große Geschichte der Menschheit aufzurollen, welche eben der Komplex dieser verschiedenen Tendenzen ist. Vom Standpunkt der göttlichen Idee kann ich mir die Sache nicht anders denken, als daß die Menschheit eine unendliche Mannigfaltigkeit von Entwickelungen in sich birgt, welche nach und nach zum Vorschein kommen, und zwar nach Gesetzen, die uns unbekannt sind, geheimnisvoller und größer, als man denkt.



Quelle: Leopold von Ranke, Über die Epochen der neueren Geschichte. Historisch-kritische Ausgabe, herausgegeben von Theodor Schieder und Helmut Berding. München und Wien: R. Oldenbourg Verlag, 1971, S. 53-67.

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