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Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Auszüge aus Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (1817)

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§. 272.
Indem die Pflanze so ihr Selbst zum Opfer darbringt, ist diese Entäusserung zugleich der durch den Proceß realisirte Begriff, die Pflanze, die sich selbst als Ganzes hervorgebracht hat, sich aber darin gegenüber getreten ist. Dieser höchste Punkt ist daher der Beginn einer Geschlechtsdifferenz und die Andeutung des Gattungsprocesses.

§. 273.
3) Der Gattungsproceß, als unterschieden von dem Gestaltungs- und Reproductionsprocesse des Individuums, ist in der Wirklichkeit der vegetabilischen Natur ein Ueberfluß, weil jene Processe unmittelbar auch ein Zerfallen in viele Individuen sind. Aber im Begriffe ist er als die mit sich selbst zusammengegangene Subjectivität, die Allgemeinheit, in welcher die Pflanze die unmittelbare Einzelnheit ihres organischen Lebens aufhebt, und dadurch den Uebergang in den höhern Organismus begründet.

C.
DER THIERISCHE ORGANISMUS.

§. 274.
Die organische Individualität ist erst Subjectivität, insofern ihre Einzelnheit nicht bloß unmittelbare Wirklichkeit, sondern ebenso aufgehoben, und als concretes Moment der Allgemeinheit ist, und der Organismus in seinem Processe nach Aussen die selbstische Sonne inwendig behält. Dieß ist die animalische Natur, welche in der Wirklichkeit und Aeusserlichkeit der Einzelnheit, eben so dagegen unmittelbar in sich reflectirte Einzelnheit, in sich seyende subjective Allgemeinheit ist.

§. 275.
Das Thier hat zufällige Selbstbewegung, weil seine Subjectivität, wie das Licht und Feuer, der Schwere entrissene Idealität, – eine freye Zeit ist, die als zugleich der reellen Aeusserlichkeit entnommen, sich nach innerem Zufall, selbst zum Orte bestimmt. Damit verbunden ist, daß das Thier Stimme hat, indem seine Subjectivität als an und für sich seyende, die Herrschaft der abstracten Idealität von Zeit und Raum ist, und seine Selbstbewegung als die ideelle, innere Individualität eines freyen Erzitterns in sich selbst darstellt; – animalische Wärme, als fortdauernden Auflösungsproceß der Cohäsion in der fortdauernden Erhaltung der Gestalt; – unterbrochene Intussusception, – vornehmlich aber Gefühl, als die in der Bestimmtheit sich unmittelbar allgemeine und sich von ihr als wirklicher unterscheidende Individualität.

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