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Drei Telegramme des US-Hochkommissars John McCloy an Außenminister Dean Acheson bezüglich der „Stalin Note” (1952)

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(D) Freiheit des Handels. Dieser sowjetische Vorschlag würde für deutsche Industrie besonders attraktiv erscheinen. Bis jetzt haben wir keine (wiederhole keine) konkreten Anhaltspunkte für die Reaktion des Ruhrgebiets auf die sowjetische Note oder unsere Antwort. Es gibt jedoch gerade genug Strohhalme im Wind, die andeuten, dass Adenauers industrielle Anhänger ihn zu langsamem Vorgehen bei den Vertragsverhandlungen drängen, um uns zu veranlassen, diese interessante Phase sorgfältiger zu untersuchen. Wir glauben beispielsweise, dass Blüchers Anhängerschaft zur Kaiser-Schule durch Düsseldorfs Begierde auf die östlichen Märkte, besonders im Fall einer Wirtschaftsrezession, angetrieben sein könnte.

III. Bisher bestand das praktische politische Ergebnis des Notenaustauschs in einer Tendenz in einigen Kreisen, die Westintegration noch einmal zu überdenken, besonders ihre mögliche Unvereinbarkeit mit Vereinigung, und es gibt eine kleine, aber wachsende Gruppe, die Adenauer drängt, langsam vorzugehen. Während er ihnen energisch entgegentritt, besteht Adenauer weiterhin auf einem schnellen Abschluss der Vereinbarungen. Bisher hat er die Mehrheit des Kabinetts hinter sich sowie die stillschweigende Unterstützung der Koalitionsmehrheit und wahrscheinlich auch eines großen Anteils der Wählerschaft.

Dennoch können wir es uns nicht (wiederhole nicht) leisten, die Möglichkeiten derer zu ignorieren, die Vereinbarungen in Erwartung der Klärung sowjetischer Absichten verzögern würden, besonders falls es Anhaltspunkte auf eine ähnliche Entwicklung in Frankreich oder GB gibt. Sie haben billige aber mächtige nationalistische Slogans und können den öffentlichen Vorwurf erheben, dass Adenauer Deutschlands Loyalitäten zwischen seinen Ostprovinzen und dem Westen aufspaltet. Darüber hinaus haben sie in der Saarfrage ein Instrument beachtlicher taktischer Stärke, um Adenauer zur Langsamkeit zu drängen, indem sie fordern, dass die Saarfrage gelöst werde, bevor irgendwelche weiteren Zusagen an den Westen gemacht werden.



III. Telegramm von US-Hochkommissar John McCloy an US-Außenminister Dean Acheson zu Gespräch mit Kanzler Konrad Adenauer über die „Stalin Note“ (3. Mai 1952)


Kanzler sagte mir heute, dass er nach ernsthaften Überlegungen gestern und „die halbe Nacht hindurch“ definitiv beschlossen habe, US-Vorschlag für Treffen in Berlin (Paragraph 9 Außenministerium Telegramm 2850) wäre zu diesem Zeitpunkt ein Fehler. Falls Treffen jetzt (wiederhole jetzt) vorgeschlagen wird, bezweifelt Kanzler, dass Kabinett ihn autorisieren würde, Vertragswerk zu unterzeichnen, bevor das Treffen nicht gezeigt hat, ob die Sowjets ihr Angebot freier Wahlen ehrlich meinen. Er würde von der Opposition erwarten, dass sie auf Treffen vor der Unterzeichnung bestehen, aber jetzt (wiederhole jetzt) befürchtet er, dass selbst Regierungsmitglieder die gleiche Linie verfolgen würden. Er glaubt ebenfalls, es wäre unklug, jedwedes Vierertreffen auf Diskussion freier Wahlen zu beschränken, da Sowjets bereit sein könnten, ausreichende Zugeständnisse zu machen, um langwierige Verhandlungen zu rechtfertigen. Während deren Verlauf würde sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf Zugeständnisse konzentrieren und geneigt sein, andere, zu beanstandende Phasen des sowjetischen Vorschlags zu übersehen. Unter diesen Umständen wäre es unmöglich, Verteidigungsverhandlungen abzuschließen.

Seine Sicht der zu verfolgenden Taktik ist wie folgt:

(1) HICOM [Alliierte Hohe Kommission] sollte unverzüglich [W.I.] Schukow schreiben und um Antwort auf ihre vorangegangenen Mitteilungen über freie Wahlen bitten, die unbeantwortet geblieben sind.

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