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Heimlich aufgezeichnete Unterhaltungen deutscher Kernphysiker auf Farm Hall (6./7. August 1945)

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HARTECK: Sie haben es entweder mit Massenspektrographen in großem Maßstab geschafft, oder es ist ihnen mit einem photochemischen Verfahren gelungen.

WIRTZ: Also ich würde sagen: Photochemie oder Diffusion. Gewöhnlich Diffusion. Sie bestrahlen es mit einer bestimmten Wellenlänge – (alle reden durcheinander)

HARTECK: Oder sie setzen Massenspektrographen in ungeheuren Mengen ein. Es ist vielleicht möglich, daß ein Massenspektrograph an einem Tag ein Milligramm – sagen wir 235 – erzeugt. Sie könnten einen ganz billigen Massenspektrographen herstellen, der in großen Stückzahlen vielleicht hundert Dollar kostet. Dann könnte man es mit hunderttausend Massenspektrographen machen.

HEISENBERG: Ja, natürlich, wenn man es so macht, und sie scheinen ja tatsächlich in diesem Maßstab gearbeitet zu haben. 180 000 Leute haben daran gearbeitet.

HARTECK: Was hundertmal mehr ist, als wir hatten.

BAGGE: Goudsmit hat uns hinters Licht geführt.

HEISENBERG: Ja, und er hat das sehr geschickt gemacht.

HAHN: Chadwick und Cockcroft.

HARTECK: Und auch Simon. Er ist der Tieftemperaturmann.

KORSCHING: Das beweist jedenfalls, daß die Amerikaner zu wirklicher Zusammenarbeit in ungeheurem Ausmaß fähig sind. In Deutschland wäre das unmöglich gewesen. Jeder behauptete, der andere sei inkompetent.

GERLACH: Sie können das wirklich so nicht sagen, was die Urangruppe betrifft. Sie können sich keine größere Zusammenarbeit, kein größeres Vertrauen vorstellen, als es in dieser Gruppe herrschte. Man kann einfach nicht sagen, daß einer von ihnen behauptet hätte, der andere sei inkompetent.

KORSCHING: Nicht offiziell natürlich.

GERLACH (brüllend): Auch nicht inoffiziell. Widersprechen Sie mir nicht. Es gibt zu viele Leute hier, die Bescheid wissen.

HAHN: Wir konnten natürlich nicht in diesem Maßstab arbeiten.

HEISENBERG: Man kann sagen, daß in Deutschland größere Mittel zum erstenmal im Frühjahr 1942 zur Verfügung gestellt wurden, nach der Sitzung mit Rust, als wir ihn überzeugten, daß wir den absolut sicheren Beweis dafür hätten, daß die Sache machbar sei.

BAGGE: Es war auch hier [bei den Alliierten] nicht viel früher.

HARTECK: Wir wußten tatsächlich schon vorher, daß die Sache machbar war, wenn wir genügend Material bekommen konnten. Nehmen Sie das schwere Wasser. Es gab drei Verfahren, von denen das teuerste 2 Mark pro Gramm und das billigste vielleicht 50 Pfennig kostete. Und dann haben sie dauernd darum gestritten, was zu tun sei, weil niemand bereit war, 10 Millionen auszugeben, wenn man es für drei Millionen machen konnte.

HEISENBERG: Andererseits kann die ganze Sache mit dem schweren Wasser, die ich, soweit es mir möglich war, unterstützt habe, keinen Sprengstoff erzeugen.

HARTECK: Erst wenn die Maschine läuft.

HAHN: Die scheinen einen Sprengstoff gemacht zu haben, bevor sie die Maschine machten, und jetzt sagen sie: «In Zukunft werden wir Maschinen bauen.»

HARTECK: Wenn es stimmt, daß ein Sprengstoff mittels des Massenspektrographen hergestellt werden kann, hätten wir das nie gemacht, da wir nie 56 000 Arbeiter hätten beschäftigen können. Als wir uns beispielsweise die Clusius-Linde-Sache in Verbindung mit unserem Austauschzyklus überlegten, hätten wir ständig 50 Arbeiter beschäftigen müssen, um im Jahr 2 t zu produzieren. Hätten wir 10 t herstellen wollen, dann hätten wir 250 Männer beschäftigen müssen. Das konnten wir nicht machen.

WEIZSÄCKER: Wieviel Leute haben an der V 1 und V 2 gearbeitet?

DIEBNER: Tausende haben daran gearbeitet.

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