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„Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt!”: Bismarck spricht zum Reichstag (6. Februar 1888)

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Man sollte das unterlassen, dann würde man es uns leichter machen, unseren beiden Nachbarn auch gefälliger entgegenzukommen. Jedes Land ist auf die Dauer doch für die Fenster, die seine Presse einschlägt, irgend einmal verantwortlich; die Rechnung wird an irgend einem Tage präsentiert in der Verstimmung des anderen Landes. Wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden – vielleicht zu leicht –, aber durch Drohungen ganz gewiß nicht!

(Bravo!)

Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt

(lebhaftes Bravo);

und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen läßt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen, daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche 1813 die gesamte Bevölkerung des damals schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahnen rief, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und daß derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewaffnet finden wird, und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Herzen: Gott wird mit uns sein!

(Lebhafter, andauernder Beifall.)




Quelle: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags, 7. Legislaturperiode, 2. Session 1887/88, Bd. 2. Berlin: Verlag der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags-Anstalt, 1888, S. 723-33, 30. Sitzung, 6. Februar 1888.

Abgedruckt in Peter Wende unter Mitarbeit von Inge Schlotzhauer, Hg., Politische Reden II. 1869-1914. Bibliothek der Geschichte und Politik, Bd. 25, Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag, 1990, S. 315-52, hier 329-31, 346-48, 351-52.

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