GHDI logo

Hofprediger Adolf Stöcker thematisiert den Antisemitismus in der Christlich-Sozialen Arbeiterpartei (19. September 1879)

Seite 7 von 8    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Es ist ja doch jedem Einsichtigen klar genug, daß die Herrschaft des semitischen Geistes über uns nicht blos unsere geistige, sondern auch unsere wirthschaftliche Verarmung bedeutet. Der Deutsche ist ein starker Idealist; eine Zeit lang erträgt er es schon, daß man seinen Hang zu den Ideen benutzt, um dahinter ein Geschäft zu machen. Aber zuletzt wird doch die Figur Nathans des Weisen, die Lessing in christlicher Menschenliebe erfunden hat, hinter der Shylocks verschwinden und das warnende Urtheil über das Judenthum, das unsere besten Männer: Kant, Fichte, Herder, gehabt haben, seine Kraft beweisen. Die Juden sind und bleiben ein Volk im Volke, ein Staat im Staate, ein Stamm für sich unter einer fremden Race. Alle Einwanderer gehen zuletzt in dem Volke auf, unter welchem sie wohnen; die Juden nicht. Dem germanischen Wesen setzen sie ihr ungebrochenes Semitenthum, dem Christenthum ihren starren Gesetzescultus oder ihre Christusfeindschaft entgegen. Wir können sie darum nicht verurtheilen; so lange sie Juden sind, können sie gar nicht anders. Aber wir müssen uns mit klarer Erkenntniß vor den Gefahren schützen, die in einer solchen Vermischung liegen. Allein in Berlin wohnen 45,000 Juden, soviel wie in ganz Frankreich, wie in ganz England. Das ist zu viel. Wenn sie wirklich mit uns verbunden wären, hätte die Zahl nichts Bedenkliches. Aber da jenes halbe Hunderttausend eine in sich geschlossene Gemeinschaft bildet, in guten Verhältnissen, in steigender Macht, mit einer sehr profitablen Verstandeskraft ausgerüstet, ohne Theilnahme für unsere christlich-germanischen Interessen, so liegt darin eine wirkliche Gefahr. Wir nähern uns dem polnischen Mischungsverhältniß. Nur daß die Berliner Juden viel reicher, klüger, einflußreicher sind als die polnischen Israeliten. In ihrem Besitz sind die Geldadern, Bank und Handel; in ihren Händen ist die Presse und unverhältnißmäßig drängen sie sich zu den höheren Bildungsanstalten. Das Letzte ist gewiß ein schöner Zug; mir ist es oft rührend gewesen, wie arme Juden Hab und Gut hingaben, um ihren Kindern eine gute Bildung zu geben. Aber diese Entwickelung ist doch durchaus unheilvoll. Wir sind auf dem Wege, daß die öffentliche Meinung von den Juden völlig beherrscht, die Arbeit von ihnen völlig ausgebeutet wird. Der Auflösungsprozeß ist im Gange; nichts hält uns davon zurück, wenn wir nicht umkehren und Israel zur Umkehr veranlassen. Und hier stellen wir unsere dritte Forderung: Das moderne Judenthum muß an der productiven Arbeit theilnehmen. Bitte, etwas mehr Gleichheit!

Früher hieß es, die Emancipation werde die Juden mehr in die andern Erwerbszweige treiben. Nun sind sie emancipirt; es ist aber das Gegentheil eingetreten. Noch mehr als früher cultiviren sie die Erwerbszweige, bei denen leicht und viel verdient wird. Seit Kurzem drängen sie sich auch, nicht zum Heil der Rechtsprechung, in die Richtercollegien. An der Arbeit der Handwerker sind sie fast gar nicht, an der Fabrikation wenig betheiligt. Daraus folgt, daß sie an der Arbeit keine Freude, für die deutsche Arbeitsehre keine Sympathie haben. Die Devise „billig und schlecht“ kommt zum guten Theil auf ihre Rechnung. Sie sind überall da, wo es Noth und Speculationslust zu benutzen gilt. Gründen, Wuchern sind Geschäfte, die sie unleugbar mit Vorliebe treiben. Sie ernten gern, wo sie nicht gesäet haben. Wenn die große sociale Frage die Frage ist nach dem rechten Verhältniß zwischen Arbeits- und Capitalertrag, dann ist eine Thätigkeit, welche die Arbeit im Interesse des Capitals maßlos und systematisch ausbeutet, das schlimmste Element dieser Frage. Es ist wahr, die Juden haben durch Marx und Lassalle dafür gesorgt, daß sie auch in der Socialdemokratie ihre Freunde haben; die Nihilisten in Rußland sind zum Theil Juden. Trotzdem hat ihre einseitige Geldwirthschaft auch für sie drohende Gefahren. Für mich gipfelt die Judenfrage in der Frage, ob die Juden, welche unter uns leben, lernen werden, sich an der gesammten deutschen Arbeit, auch an der harten sauren Arbeit des Handwerkes, der Fabrik, des Landbaues zu betheiligen. Weiter sollen wir von ihnen nichts verlangen.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite