GHDI logo

Arno Holz, ein Dichter des Naturalismus, über den deutschen Fortschritt in der Technologie (1885)

Seite 2 von 2    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Doch ob auch Dampf und Kohlendunst
Die Züge dieser Schrift verwaschen;
Kein flüchtig Glück will ich erhaschen,
Ich liebe dich, nicht deine Gunst!

Mir schwillt die Brust, mir schlägt das Herz
Und mir ins Auge schießt der Tropfen,
Hör ich dein Hämmern und dein Klopfen
Auf Stahl und Eisen, Stein und Erz.

Denn süß klingt mir die Melodie
Aus diesen zukunftsschwangern Tönen;
Die Hämmer senken sich und dröhnen:
Schau her, auch dies ist Poesie!

Sie kehrt nicht nur auf ihrem Gang
In Wälder ein und Wirtshausstuben,
Sie steigt auch in die Kohlengruben
Und setzt sich auf die Hobelbank.

Auch harft sie nicht als Abendwind
Nur in zerbröckelten Ruinen,
Sie treibt auch singend die Maschinen
Und pocht und hämmert, näht und spinnt.

Sie schaukelt sich als schwanker Kahn
Im blauen schilfumkränzten Weiher,
Sie schlingt den Dampf ums Haupt als Schleier
Und saust dahin als Eisenbahn.

Von nie geahnter Kraft geschwellt,
Verwarf sie ihre alten Krücken,
Sie mauert Tunnels, zimmert Brücken
Und pfeift als Dampfschiff um die Welt.

Drum ihr, ihr Männer, die ihr’s seid,
Zertrümmert eure Trugidole
Und gebt sie weiter, die Parole:
Glückauf, Glückauf, die junge Zeit!



Quelle: Arno Holz, Werke, Hg. Wilhelm Emrich und Anita Holz, 7 Bde. (Neuwied, 1961-64), Bd. 5, Das Buch der Zeit (1885), S. 21-28.

Abgedruckt in Gerhard A. Ritter und Jürgen Kocka, Hg., Deutsche Sozialgeschichte 1870-1914. Dokumente und Skizzen. 3. Auflage. München: Beck, 1982, S. 24-26.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite