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Hitlers Brief an Oberst Walther von Reichenau über Deutschlands außenpolitische Lage (4. Dezember 1932)

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Das derzeitige Kabinett des Generals von Schleicher halte ich nun deshalb für besonders unglücklich, weil es schon durch die Person des Trägers dieser Frage noch verständnisloser gegenüberstehen muß als jedes andere. Dieses Problem der inneren, geistigen Aufrüstung der Nation kann, wie immer in der Geschichte, auch dieses Mal nicht von einem Heer, sondern nur von einer Weltanschauung gelöst werden. Die Armee damit beschäftigen, läßt sie in den Augen vieler als parteiisch erscheinen [sic], genauso, wie umgekehrt die Aufgabe selbst in den Augen der Massen dadurch kompromittiert wird. Denn weder die Polizei noch das Militär haben jemals Weltanschauungen vernichtet und noch viel weniger Weltanschauungen aufgebaut. Ohne Weltanschauung kann aber auf die Dauer kein menschliches Gebilde bestehen. Weltanschauungen sind die Gesellschaftsverträge und Basen, auf denen sich größere menschliche Organisationen erst errichten lassen. Ich sehe daher zum Unterschied unserer heutigen Staatsmänner die deutschen Aufgaben der Zukunft in folgenden:

1. Überwindung des Marxismus und seiner Folgeerscheinungen bis zu ihrer vollständigen Ausrottung. Herstellung einer neuen geistigen und willensmäßigen Einheit des Volkes.

2. Allgemeine seelische, sittliche und moralische Aufrüstung der Nation auf dem Boden dieser neuen weltanschaulichen Einheit.

3. Technische Aufrüstung.

4. Organisatorische Erfassung der Volkskraft für den Zweck der Landesverteidigung.

5. Erreichung der rechtlichen Anerkennung des bereits herbeigeführten, neuen Zustandes durch die übrige Welt.

Nur ein tiefer Regenerationsprozeß kann an Stelle des heutigen Experimentierens und Suchens nach immer neuen kleinen Aushilfen eine endgültige klare Lösung der deutschen Krise bringen. Aus dieser Auffassung heraus aber bitte ich Sie, Herr Oberst, meine Haltung beurteilen zu wollen.

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Quelle: Maschinenschr. Abschrift. — Alexandria, Va. Departmental Records Branch, The Adjutant General's Office, Record Group 1035. EAP 250-a/14: Adolf Hitler, Kanzlei.— Mikrofilm im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, National Archives Microcopy No. T-81, Rolle 1, Serial 7, fol. 11 542-11 552; auch abgedruckt in Thilo Vogelsang, Dokumentation: „Hitlers Brief an Reichenau vom 4. Dezember 1932“, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 7 (1959), Heft 4, S. 434-37.

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