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Auszug aus der Niederschrift über eine Sitzung des Reichsministeriums (14. Juli 1933)

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Der Reichskanzler sah im Abschluß des Reichskonkordats drei große Vorteile:

1.) daß der Vatikan überhaupt verhandelt habe, obwohl, besonders in Österreich, damit operiert würde, daß der Nationalsozialismus unchristlich und kirchenfeindlich wäre;

2.) daß der Vatikan zur Herstellung eines guten Verhältnisses zu diesem einen nationalen deutschen Staat bewogen werden konnte. Er, der Reichskanzler, hätte es noch vor kurzer Zeit nicht für möglich gehalten, daß die Kirche bereit sein würde, die Bischöfe auf diesen Staat zu verpflichten. Daß das nunmehr geschehen wäre, wäre zweifellos eine rückhaltlose Anerkennung des derzeitigen Regiments;

3.) daß mit dem Konkordat sich die Kirche aus dem Vereins- und Parteileben herauszöge, z. B. auch die christlichen Gewerkschaften fallen ließe. Auch das hätte er, der Reichskanzler, noch vor einigen Monaten nicht für möglich gehalten. Auch die Auflösung des Zentrums wäre erst mit Abschluß des Konkordats als endgültig zu bezeichnen, nachdem nunmehr der Vatikan die dauernde Entfernung der Priester aus der Parteipolitik angeordnet hätte.

Daß das von ihm, dem Reichskanzler, stets erstrebte Ziel einer Vereinbarung mit der Kurie so viel schneller erreicht wurde, als er noch am 30. Januar gedacht hätte, das wäre ein so unbeschreiblicher Erfolg, daß demgegenüber alle kritischen Bedenken zurücktreten müßten.

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Quelle: Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Reichministeriums am 14. Juli 1933. Deutsches Auswärtiges Amt, Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik, 1918-1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1971. Serie C: 1933-1937. Das Dritte Reich: Die Ersten Jahre. Band I, 2: 16. Mai bis 14. Oktober 1933. Dokumentnummer 362, S. 644-46.

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