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Auszug aus des Bischof von Galens Predigt (3. August 1941) und Regierungskorrespondenz im Zusammenhang mit Galens Rede und Strafanzeige (12./13. August 1941)

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Geheim.
Vorlage fuer Reichsleiter Bormann!
Betrifft Predigt des Bischofs von Muenster.

Dr. Goebbels sprach nach der Ministerkonferenz mit mir wegen der Predigt des Bischofs von Muenster. Er wisse nicht, was man im Augenblick wirksames tun koenne.

Ich erklaerte ihm, dass es im Augenblick meines Erachtens nur ein wirksames Mittel gaebe, naemlich den Bischof aufzuhaengen. Ich haette auch Reichsleiter Bormann bereits entsprechend unterrichtet.

Dr. Goebbels sagte daraufhin, dass dies eine Massnahme sei, die nur der Fuehrer selbst entscheiden koenne. Er befuerchte allerdings, dass wenn etwas gegen den Bischof unternommen wuerde, die Bevoelkerung Muensters waehrend des Krieges abzuschreiben sei. Dazu koenne man ruhig noch ganz Westfalen nehmen.

Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass es nur notwendig sei, die hundsgemeine Luege propagandistisch richtig herauszustellen. So muesste es doch moeglich sein, der dortigen Bevoelkerung nicht nur die Massnahme klar zu machen, sondern sie in Empoerung gegen den Bischof zu setzen.

Dr. Goebbels antwortete hierauf nochmals, dass der Fuehrer ja sicher diese Frage selbst entscheiden wuerde.

Er ging danach darauf ein, dass es seines Erachtens richtiger gewesen waere, waehrend des Krieges die Kirchen nicht herauszufordern, sondern zu versuchen, sie in unserem Sinne so weit wie moeglich zu steuern. Daher habe er auch seinerzeit die Besprechung mit Parteigenosse Gutterer angeordnet. Er waere aber dann auf diesem Wege nicht weitergegangen, da ja die Parteikanzlei die unbedingte Ablehnung und den offenen Bruch gewuenscht habe. So sehr es fuer ihn – im Gegensatz zu anderen Reichsleitern – selbstverstaendlich gewesen waere, die Kirchenpresse zu verbieten, weil er hier wirklich eine Begruendung und Entschuldigung der Kirche gegenueber gehabt habe, die den Schein wahrten, so staende er doch auf dem Standpunkt, dass es richtiger gewesen waere auch sonst den Schein gegenueber den Kirchen waehrend des Krieges zu wahren. Man duerfe einen Gegner immer erst angreifen, wenn man bei einem entschiedenen Gegenangriff des Gegners auch entsprechend antworten koenne. Dies sei aber bei dem Gegenangriff der Kirche waehrend des Krieges ausserordentlich schwierig, ja fast unmoeglich. Man duerfe eine Rache nie heiss geniessen, sondern kalt. In der Politik muesse man warten koennen. Der Fuehrer habe dies ja im Fall Russland wieder klar und deutlich gezeigt. Wenn es nach ihm gegangen waere, haette man waehrend des Krieges so getan, als wenn man mit den Kirchen. . . [der Schluss dieser Seite ist unleserlich].

Ich erklaerte ihm, dass durch den Weg, der bisher beschritten worden sei, doch erreicht worden waere, dass die Kirchenseite aus sich herausgegangen und uns so wertvolle Dokumente fuer ihre Bekaempfung nach dem Kriege gegeben haette.

Dr. Goebbels sagte, dass seines Erachtens diese Massnahmen nach dem Kriege auch ohne die Dokumente moeglich gewesen waeren, waehrend uns jetzt die Auswirkung der kirchlichen Dokumente in der Stimmung ausserordentlich zu schaffen machten. Auf jeden Fall sei es notwendig, dass nun fuer die Zukunft eine ganz klare Regelung geschaffen wuerde, welcher Weg zu gehen sei. Bei den Erwaegungen, die in diesem Zusammenhang angestellt werden muessten, duerften wir uns nicht vom Herzen, sondern muessten uns vom ganz klaren Verstand her leiten lassen.

Ich persoenlich stehe auf dem Standpunkt, dass, wenn der Fuehrer mit meinem Vorschlag, den Bischof aufzuhaengen, einverstanden ist, wir ruhig den bisher beschrittenen Weg weitergehen koennen. Sollte aber der Fuehrer diesen Vorschlag ablehnen und eine Abrechnung auch fuer diese Frage auf die Zeit nach dem Kriege verschieben, bitte ich doch zu erwaegen, ob Dr. Goebbels nicht versuchen soll, wie weit es moeglich ist, den von ihm vorgeschlagenen Weg zu gehen.

Tiessler

Berlin, den 13. 8. 1941

Ti/Hu



Quelle: Rev. Edmund A. Walsh SJ Papers, Box 7, Folder 449, Booth Family Center for Special Collections, Georgetown University Library, Washington, D.C.

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