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Lily Offenbacher teilt dem U.S. „Coordinator of Information” ihr Wissen über das „Euthanasieprogramm” mit (September 1941)

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Die Eismaschinenfabrik von Linde hat seit Kriegsbeginn überaus viel zu tun. Sie produzieren dort angeblich kleine Gasbomben, die als Zünder für größere Bomben Verwendung finden. Es gibt auch Gerüchte, dass diese Gasbomben bei der Eroberung französischer Forts eingesetzt wurden. Ein weiteres hartnäckiges Gerücht will wissen, dass dort irgendeine Art von Giftgas erzeugt wurde, das ganze Menschengruppen bewusstlos machen kann. Alle französischen Kriegsgefangenen im ganzen Land, von denen man meinte, sie seien im Allgemeinen gut behandelt worden, gaben auf die Frage nach den Umständen ihrer Festnahme an, sie wüssten nicht, was geschehen war, und sie seien in München nach tiefem Schlaf erwacht. Dieses Detail wurde von deutschen Soldaten erhärtet, die aussagten, sie hätten vor den Forts Kühe grasen sehen, die ohne ersichtlichen Grund plötzlich umfielen.

Auch neben dem Ostfriedhof gibt es eine vollkommen neue, als Siedlung getarnte Munitionsfabrik. Die kleinen Häuser in der Nähe des Kirchhofs sind eine hervorragende Nachbildung einer Polizeiansiedlung. Nur wenige Menschen sind sich des wahren Charakters dieser Häusergruppe bewusst.

Das große Militärflugfeld befindet sich nicht mehr in Schleißheim, sondern in Riem.

In Puchheim, der nächsten Bahnstation nach Germering, wurde eine Fabrikattrappe errichtet. Durch die Installation einer elektrischen Feueranlage bekam hier eine Müllkippe das Aussehen einer Fabrik. Soweit ich weiß, wurde sie noch nicht bombardiert.

Östlich des Bahnhofs Baierbrunn befindet sich auch eine Flugtestanlage mit einem riesigen getarnten Hangar.“

Frau Offenbacher wird eine Skizze von den Orten anfertigen, über die sie berichtet. Sie hat auch Beweise, dass Tausende Insassen von Heimen für Geistesgestörte getötet wurden. Sie scheinen anstelle von Versuchskaninchen für Vivisektionsexperimente zur Wirkung von Gas gedient zu haben. Die als geisteskrank diagnostizierten Patienten wurden zumeist mit dem Autobus an einen unbekannten Ort oder nach Linz gebracht, wo sich ein großes Heim für Geistesgestörte befindet. Ein paar Wochen darauf wurde den Verwandten eine Urne mit ihrer Asche zugestellt, und die Anstalt, von der die Patienten weggebracht wurden, erhielt deren Kleidung. Nach der einhelligen Aussage von Krankenschwestern und Ärzten waren diese Kleider mit dem Geruch von Gas kontaminiert. Frau Offenbacher hat darüber und über andere Vorkommnisse an der deutschen Heimatfront, die sie zu veröffentlichen hofft, noch mehr Details zu berichten. Sie verfügt über geringe finanzielle Mittel. Sie ist bereit, diese zusätzlichen Informationen auch uns zur Verfügung zu stellen, wenn eine britische Organisation sie veröffentlichen will. Sie interessiert sich sehr für die militärische Ausbildung, am liebsten in der Luftwaffe in einer der britischen Truppen, die Ausländer akzeptieren. Sie ist eine erfahrene Kraftwagenfahrerin und im Besitz mehrerer Preise von Autorennen.


BERICHT ÜBER GNADENTOD


Frau Offenbacher (Olsen) vervollständigt ihren Bericht:

„Ich vergaß zu erwähnen, dass Ecke Galerie/Prinzregen¬tenstraße in der Nähe des Prinz-Carl-Palais (ehemalige österreichische Delegation) ein besonders gut gebauter Luftschutzbunker errichtet wurde. Die meisten wichtigen Staatsfunktionen finden im Prinz-Carl-Palais statt.

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