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Himmlers Geheimrede vor höheren Funktionären des Reichssicherheitshauptamtes (30. Januar 1943)

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Ein Jahr später, am 20. April 1934, machte der damalige preussische Ministerpräsident Göring nach einer langen Aussprache, die wir als alte Parteigenossen hatten, mich zum stellvertretenden Chef der Geheimen Staatspolizei. Heydrich wurde Inspekteur. Damit waren die politischen Polizeien der Länder ganz Deutschlands in einer Hand, und es konnte allmählich begonnen werden, einen Reichsapparat zu schaffen. Er wuchs in verschiedenen Organisationsformen. Es war einsteils der SD, andernteils die Sicherheitspolizei, damals die Stapo.

Ich will nicht versäumen, den 30. Juni 1934 mit seiner Bitterkeit, dem bitteren Muss, der bitteren Pflicht zu erwähnen. Das Ereignis hatte Nachwehen und brachte den Versuch der jüdischen und sonstigen Gegner, uns mit der Wehrmacht und mit der Partei in Feindschaft zu bringen. Die Wehrmacht sollte uns kaputtmachen. Die damalige Situation erforderte ein so hohes Maß von guten Nerven, von Zurückhaltung und von Klugheit, um die Lage zu steuern. Die Lage wurde gesteuert.

Es kam das Jahr 1936, in dem ich am 17. Juni Chef der Deutschen Polizei wurde, mit der Bezeichnung Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei. Der jetzige Oberst-Gruppenführer Daluege hat damals in wirklich großzügiger Weise die ihm unterstehende Kriminalpolizei als wesensverwandt und als unabdingbares Teil einer Sicherheitspolizei an den Gruppenführer Heydrich abgetreten. In diesem Jahre kam die ganze Kriminalpolizei mit Nebe an der Spitze zu uns. Nun wuchs der Gesamtapparat. Staats- und SS-Apparat wuchsen mehr und mehr zusammen. Die Zahl der treuen Mitarbeiter stieg. Wir haben die Dinge in den ersten Jahren wirklich sehr gemeinsam gemacht. Ich habe viele, viele Stunden mit dem Obergruppenführer Heydrich über alle Probleme gesprochen. Im Laufe der Jahre kannte er meine Ansicht, kannte den Weg, den ich gehen wollte, kannte die Zielsetzung, die ich in der Organisation hatte, wusste, wie ich mir die Gesamt-SS dachte.

Gerade in den Jahren des Krieges ist Heydrich dann zu der Grösse emporgewachsen, die ich in seinem Nekrolog Ihnen vor der ganzen deutschen Nation bestätigen und vor der Öffentlichkeit bezeugen konnte. Seine Grösse bestand – das möchte ich hier noch einmal herausstellen – darin, dass er immer zuerst ein Deutscher und ein Germane war, dass er an alle Dinge als Nationalsozialist heranging, dass er bei allem Ehrgeiz und bei aller Verantwortung, die er für sein Reichssicherheitshauptamt hatte, alle treuen Kommandeureigenschaften besass, indem er für Sie und die Männer eintrat. Ich kann ruhig sagen, ich bin über manche Dinge nicht zufrieden gewesen. Ich habe genau gewusst, das hat dieser oder jener verbockt. Sie wissen vielleicht heute noch nicht, was für einen treuen Chef Sie hatten, was der auf seine Kappe nahm. Es gab Fälle, wo ich sagte: „Sie, Heydrich, das glaube ich nicht." Angelogen hat er mich nicht. Er ist aber erst immer, unendlich ritterlich, vor euch Männer getreten. Bei allem Ehrgeiz, den er für seine Sicherheitspolizei und sein Reichssicherheitshauptamt hatte, hat er alle Dinge zuerst vom Blickwinkel der Gesamt-SS aus gesehen. Er hat im Laufe der Jahre alles sehr weise abgewogen, damit dieser gesamte Apparat erstens niemals menschenfeindlich wurde, wozu ein solcher Apparat naturgemäss eigentlich neigen müsste. Wir sehen die Menschen immer nur von der negativen Seite. Wenn jemand zu uns kommt, kommt er nicht, um zu erzählen, dass etwas Schönes passiert ist, sondern er will erzählen, dass etwas Häßliches passiert ist. Es muss zweitens so sein, dass dieser gesamte Service – um diesen Ausdruck einmal zu nehmen – der deutschen Nation niemals pessimistisch ist, dass wir uns selbst von den schlechten Nachrichten – wir bekommen praktisch keine guten Nachrichten – und von den negativen Dingen niemals überrumpeln lassen, dass alles eisern in unserer Brust bleibt. Wir müssen uns eisern klar sein, dass 1000 negative Dinge da sein können. Alles Negative, alles Schädliche habt ihr euren Kommandeuren zu melden, diese wieder melden es mir. Wenn ihr aber etwas meldet, dann, bitte, meldet es nie so mit tränenerstickter Stimme und gesenkten Hauptes: Es ist etwas Furchtbares passiert, es ist ungefähr die Welt zerbrochen, der Nationalsozialismus ist zerstört und liegt bereits in Scherben am Boden, wir sind die einzigen lichten Gralsträger, wir haben noch den Gral der nationalsozialistischen Weltanschauung in unseren reinen Händen, aber alle anderen sind an und für sich Schweine. Führen Sie vielmehr den Stil weiter, den Heydrich eingeführt hat und in dem er viel bei Ihnen korrigiert hat; das wissen Sie selbst. Was an Schlechtem, an Niederlagen, an Nachteilen da ist, wird nüchtern festgestellt und nüchtern, ohne gesenkten Kopf und ohne Priestertum mitgeteilt. In Meldungen wird gesagt: Das halte ich für wahrscheinlich, das für übertrieben; Resultat, so wird wohl diese und jene Lage draussen sein; mein Vorschlag zur Abänderung ist der und der. Oder: Ich habe hier keinen Vorschlag zu machen, ich fühle mich lediglich verpflichtet, diese Meldung abzugeben. Nicht aber sollen Sie melden: Die ganze Bewegung ist in Gefahr, oder jenes ist in Gefahr. Wir überstehen den Krieg. Wir überwinden, dessen können Sie sicher sein, alle unsere Feinde, ob Pfaffen oder Juden. In diesem Europa überstehen wir die Schwierigkeiten, das ist meine feste Überzeugung. Wir werden es noch wahnsinnig schwer haben. Aber durch kommen wir, und am Ende steht ein germanisches Reich.

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