GHDI logo

Europäisches Währungssystem (6. Dezember 1978)

Seite 3 von 4    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Das ist bisher eine zwar noch nicht ausreichende, aber doch schon eine gewaltige Umkehr gegenüber der Tendenz der frühen 70er Jahre, als die Inflationsraten steil bergan gingen, zweistellige Ziffern erreichten und zum Teil 20 Prozent pro Jahr betrugen. Hier ist eine Umkehr eingetreten. Dazu hat sicherlich auch die Politik unseres Landes beigetragen. Nur auf der Basis der Umkehr der Tendenz, die die Staaten verfolgen, kann man es wagen, eine solche Währungsgemeinschaft ins Werk zu setzen, wie es hier jetzt geschehen wird. [ . . . ]

Die wichtigsten Aspekte des Wechselkurs- und Interventionssystems stehen in vollem Einklang mit den Forderungen, die die Bundesbank und die Bundesregierung gemeinsam im Laufe des Sommers und des Herbstes aufgestellt hatten.

Ich nenne insbesondere erstens, daß die Interventionsverpflichtungen aller Teilnehmer an den Devisenmärkten, das heißt das Kaufen schwacher Währungen mit eigener Währung oder das Verkaufen starker Währungen gegen eigene Währung, wie zum Beispiel bisher in der „Schlange", eindeutig bestimmt sind. Diese Verpflichtungen zur Intervention sind eindeutig bestimmt.

Zweitens sind keine Sonderregelungen für den Saldenausgleich in besonderen Fällen vorgesehen.

Daneben enthält das System Elemente, die es ganz deutlich von dem bisherigen Verbund – „Schlange" genannt – unterscheiden. Dazu gehört erstens die Europäische Währungseinheit, die es bisher nicht gab – ECU genannt –, die gegen Einlage von Gold und Devisen durch die beteiligten Zentralbanken geschaffen wird.

Die Fachleute sprechen hier von ECU I, weil es später, wenn durch ratifikationsbedürftigen Vertrag rechtlich der Europäische Währungsfonds errichtet werden wird, auch ECU II geben wird, die man unter Bedingungen und bei begrenzten Tranchen gegen Einzahlung eigener, nationaler Währungen beim Europäischen Währungsfonds erlangen kann. Soweit ist es also noch nicht.

„ECU" ist eine französische Aussprache der englischen Abkürzung „European Currency Unit". Ich habe nichts dagegen, wenn wir uns den Sprachgebrauch „ECU" angewöhnen sollten. Die Franzosen hören das gerne, sie hatten vor Hunderten von Jahren schon einmal eine Münzeinheit, die so hieß.

Der zweite Unterschied gegenüber der Schlange, den ich vorhin schon nannte, ist der, daß die Länder, die neu beitreten, mit einer großen Marge von ± 6 Prozent für ihre Wechselkurse beitreten können. Ich kann das nicht begrüßen, ich habe es schon angedeutet. Aber es ist ein deutlicher Unterschied.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite