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Kein Tapetenwechsel (10. April 1987)

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Frage: Das klingt sehr danach, als hätte die SED am liebsten mit allem nicht viel zu tun.

Antwort: Wir deutschen Kommunisten haben dem Land Lenins stets große Achtung und Bewunderung entgegengebracht, und daran wird sich nichts ändern. Wir würdigen in diesem Jahr den 70. Jahrestag der Oktoberrevolution, die zum Sturz der Kapitalisten und Großgrundbesitzer und zur Errichtung des ersten sozialistischen Staates in der Geschichte führte und den Sozialismus in den 20er und 30er Jahren, vor allem die Industrialisierung und Kollektivierung, möglich machte. Wir wissen, daß die Sowjetunion die Hauptlast des Kampfes gegen den Hitlerfaschismus trug und vergessen nie, daß ihr vor allem unser Volk die Befreiung vom Naziregime verdankt. Wir haben uns die Lehren Lenins, insbesondere die Theorie der sozialistischen Revolution und des sozialistischen Aufbaus sowie die Lehre von der Partei, angeeignet und aus dem reichen Erfahrungsschatz der KPdSU Nutzen gezogen.

Dies bedeutete jedoch auch in der Vergangenheit nicht, daß wir alles, was in der Sowjetunion geschah, kopierten.

Frage: Ein hartes Wort. . . .

Antwort: Schon im Aufruf des ZK der KPD vom 15. Juni 1945 heißt es: »Wir sind der Auffassung, daß der Weg, Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen, falsch wäre, denn dieser Weg entspricht nicht den Entwicklungsbedingungen in Deutschland.« Übrigens kopiert die Sowjetunion auch nicht die DDR. Es scheint, daß westliche Medien an diesem Thema vom »Kopieren« interessiert sind, weil es in ihr Trugbild von der »Hand Moskaus« oder von der angeblichen Einförmigkeit und Eintönigkeit des Sozialismus paßt. Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?

Frage: Es gibt also einen eigenständigen deutschen Weg zum Sozialismus?

Antwort: Natürlich lernen alle sozialistischen Länder voneinander, haben sie doch grundlegende Gemeinsamkeiten wie den Marxismus-Leninismus als Weltanschauung und das gemeinsame Ziel, den Sozialismus und Kommunismus. Aber jedes sozialistische Land hat auch einen bestimmten ökonomischen und sozialen Entwicklungsstand, historische und kulturelle Traditionen, geographische und andere Gegebenheiten, die berücksichtigt werden müssen. Jede Partei trägt vor ihrem Volk die Verantwortung und wirkt für dessen Wohl. Sie leistet zugleich durch ihre Politik einen Beitrag zur gemeinsamen Sache des Sozialismus, zur Stärkung und Festigung der sozialistischen Gemeinschaft.

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