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Frauenemanzipation auf dem Vormarsch (22. April 1977)

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Ganz klar, die Mutterrolle muß aufgewertet werden, das Erziehungsgeld muß her, die Hausfrauenrente, ein Familiengründungsdarlehen. Tagesmütter rücken wieder ins Blickfeld. Die Teilzeitarbeit will man fördern. Ein Versprechen, das nur der geben kann, der stur und scheinbar naiv an der Arbeitsmarktlage und dem Wollen der Unternehmer vorbeisieht. Und endlich will man den Frauen schon helfen, ihre Rollenkonflikte zu überwinden. Mit verstärkter Propagandaarbeit. Die Bundesregierung wird wiedermal informieren, und diesmal dürfte auch die Opposition die zu erwartenden „Tips für Frauen im Haus" in neuer Auflage nicht als Parteipropaganda verteufeln. Gilt es doch, die Frauen auf ihrem Alleingang in die Berufswelt wieder auf den rechten Weg zu bringen — Richtung Kreißsaal.

Die „Eheschließung begünstigende Darlehen" gab es schon einmal, „wenn die künftige Ehefrau ihre Tätigkeit als Arbeitnehmerin spätestens im Zeitpunkt der Eheschließung aufgibt". Zur „Verminderung der Arbeitslosigkeit" verfiel man bereits im Juni 1933 auf diesen Trick.

Daß Frauen sich vermehrt in Gruppen solidarisieren, führt bei ihnen dazu, ihre Situation realistischer einzuschätzen. Führt weiter dahin, eigene Wege zu suchen, die ihnen eine zufriedenstellendere Lebensform garantieren sollen und wohl auch können — verglichen mit dem Lebensraum, den die Gesellschaft ihnen zugedacht hat. Die Chance, daß hier die Frauenbewegung noch mehr in ihrem Sinne erreichen wird, scheint größer zu sein als die, daß Frauen weiterhin geduldig darauf warten, was die 479 Männer im Bonner Parlament als ideale Rollenkombination zwischen Mutter und berufstätiger Frau ihnen zugestehen werden.



Quelle: Viola Roggenkamp, „Lysistrata geht um. Kein Pillenknick, sondern die Emanzipation der Frau lehrt die Gesellschaft das Fürchten“, Die Zeit, Nr. 18. 22. April 1977.

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