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Bundeskanzler Helmut Kohl würdigt den Erfolg der Sozialen Marktwirtschaft (25. Oktober 1989)

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Allerdings gab es auch eine Zeit, in der die Errungenschaften der Nachkriegszeit so selbstverständlich geworden waren, daß darüber die ordnungspolitischen Fundamente unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung nahezu in Vergessenheit gerieten.

Warum – so muß im Rückblick auf die siebziger Jahre gefragt werden – ist es unserer Gesellschaft nicht besser gelungen, mit Ölkrisen und Strukturwandel fertig zu werden und das Entstehen anhaltend hoher Arbeitslosigkeit zu verhindern? Wie war es möglich, daß so viele, die sich für die „sozialeren“ Demokraten hielten, die fatalen Rückwirkungen der Inflation auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung so beharrlich unterschätzt haben? Zu den Antworten hierauf gehört auch die ernüchternde Erfahrung, daß der Staat Konjunktur und Wirtschaft eben doch nicht so zu steuern vermag, wie dies von manchen behauptet worden war.

Vor diesem Hintergrund hat die wirtschaftliche Krise zu Beginn der achtziger Jahre sicherlich zweierlei bewirkt: Einerseits hat sie uns alle bescheidener werden lassen in den Erwartungen an das, was staatliche Wirtschaftspolitik über die Gestaltung der Rahmenbedingungen hinaus unmittelbar bewirken kann. Andererseits hat sie eine Rückbesinnung auf das beschleunigt, was in kritischer Lage schon einmal erfolgreich war – nämlich eine konsequente Politik im Geiste Ludwig Erhards. Konkret heißt das:

– Vorrang für Geldwertstabilität,
– solide Staatsfinanzen,
– Leistung vor Umverteilung,
– Wohlstand für alle, also für Unternehmer und Arbeitnehmer, sowie
– heute weitaus dringlicher als vor 40 Jahren: Schutz unserer Umwelt.


III.

Die handfesten Ergebnisse dieser Politik seit 1982 haben die Leistungsfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft erneut unter Beweis gestellt.

– Wir verzeichnen inzwischen die längste und stabilste wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung der Nachkriegszeit. Das Bruttosozialprodukt wird 1989 real etwa um ein Fünftel höher sein als 1982. Und der Aufschwung wird sich 1990 fortsetzen, also im achten Jahr ohne Unterbrechung. Hiervon gehen auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer jüngsten Prognose aus.

– Seit dem Tiefpunkt der Beschäftigung im Jahr 1983 sind über 1¼ Millionen neue Arbeitsplätze entstanden. Das bedeutet: Mit 27,8 Millionen hatten wir noch nie so viele Arbeitsplätze wie heute.

– Die Arbeitslosigkeit ist rückläufig – und dies trotz eines sprunghaft gestiegenen Arbeitskräfteangebots.

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