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„Vaterländischer Unterricht” vom 10. Mai 1917

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Gedenkfeiern.

Willkommene Gelegenheiten zu aufklärender Tätigkeit haben den freiwilligen Hilfs-Ausschüssen die Feiern großer militärischer Erfolge geboten. Hoffentlich bietet auch die kommende Zeit bald wieder Anlaß zu derartigen Veranstaltungen. Dem Aufklärungsoffizier des Generalkommandos liegt der besondere Wunsch auf dem Herzen, daß diese freien Vereinigungen den 31. Mai zum Anlaß einer schlichten, dem Ernste der Zeit angepaßten Gedenkfeier der Schlacht vor dem Skagerrak nehmen möchten. Dem deutschen Volke muß zum Bewußtsein gebracht werden, daß ohne den Sieg vor dem Skagerrak, d. h. ohne den siegreichen Schutz unserer unversehrten Küsten unser U-Bootkrieg gegen England nicht möglich wäre. Die weltgeschichtliche Bedeutung dieses Tages in dem Kampf gegen England muß hervorgehoben werden.

Mündliche Beeinflussung durch Vertrauensmänner.

Wichtiger noch als diese Arten der Aufklärung ist die mündliche Beeinflussung von Mann zu Mann, von Angesicht zu Angesicht. Wir möchten gerne eine möglichst große Anzahl geeigneter Persönlichkeiten gewinnen, die als Vertrauensmänner für die Aufklärung im Korpsbereich tätig sein und den von uns zur Verfügung gestellten Stoff bis in die kleinsten Kanäle der Bevölkerung hineinleiten können. Hierbei wären in erster Linie die bereits bei der Werbung für die Kriegsanleihe erfolgreich tätigen Persönlichkeiten zu berücksichtigen.

Schwierigkeiten.

Das Arbeitsgebiet, das vor uns liegt, ist umfangreich und schwierig. Die Länge des Krieges, die unerhörten Anforderungen, die der Krieg an jeden einzelnen stellt. insbesondere die Ernährungsschwierigkeiten, welche uns durch die englische Blockade auferlegt werden, bedeuten für unser Volk eine sehr harte seelische Belastungsprobe. Der tägliche Kleinkampf wirtschaftlicher Sorgen hat manche müde und mutlos gemacht. Das Feuer der Begeisterung ist bei vielen erloschen. Die Selbstsucht tritt wie in allen Zeiten der Gefahr stärker hervor. Eine gewisse Kriegsnervosität hat die Menschen erfaßt und hemmt das freudige Zusammenarbeiten aller für das Gemeinwohl. Zudem bringt die notwendige Umstellung unserer Volkswirtschaft auf den Krieg manche Schwierigkeiten und Hemmungen mit sich, die der Bevölkerung nicht immer erklärlich scheinen und daher viel unnötige Erbitterung schaffen. Fortwährend kommen neue Verordnungen, um die Maschine unserer Kriegswirtschaft im Gange zu halten, was heute richtig ist, trifft morgen schon nicht mehr zu; die Schuld liegt aber zumeist nicht bei den Behörden, sondern in den Verhältnissen. Auf der einen Seite gibt es ungezählte Möglichkeiten, auf unlautere Weise viel Geld zu verdienen und auf der anderen Seite geben Mangel und Sorgen gewissenlosen Einflüsterungen willig Gehör. Da gilt es aufzuklären, zu stärken, zu raten und zu helfen.

Stimmung.

Die Stimmung unseres Volkes ist trotz aller nach dreijährigen Opfern und Entbehrungen nur zu begreiflichen Friedenssehnsucht eine durchaus gute. Ungeachtet mancher betrübenden Teilerscheinungen, die uns das Leben der Gegenwart bietet, erscheint die Gesamtleistung unseres deutschen Volkes doch riesengroß. Um diese Leistung voll zu ermessen, stehen wir den Dingen noch zu nahe.

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