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Walter Ulbricht äußert sich zum „Neuen Ökonomischen System” der DDR (16. Dezember 1965)

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Die Ergebnisse der Durchführung des Planes im Jahre 1965 erhärten die Wahrheit, daß sich das neue ökonomische System der Planung und Leitung bewährt. Sie bestätigen aber auch, daß wir 1966 und in den folgenden Jahren noch wichtige wissenschaftliche und organisatorische Probleme meistern müssen. Das wichtigste Ergebnis des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung war und ist: Die schöpferische Initiative der Werktätigen und die Qualität der Führungstätigkeit in den Betrieben, in den Vereinigungen Volkseigener Betriebe, in den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, den volkseigenen Gütern, den Landwirtschaftsräten und den staatlichen Organen sind wesentlich gewachsen.

Die guten Ergebnisse von 1964, als die sozialistische Industrie erstmalig seit vielen Jahren neben dem Produktionsplan auch den Gewinnplan erfüllte und die Landwirtschaft eine bedeutende Steigerung des Marktaufkommens erreichte, sind im Jahre 1965 weiter fortgesetzt worden.

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Wir haben Erfolge erzielt, weil wir den Grundsatz „Was der Gesellschaft nutzt, muß auch für den Betrieb und die Werktätigen vorteilhaft sein" immer besser beachtet haben. Indem wir die Initiative der Belegschaften und der Leiter materiell richtig stimulierten und auch die politisch-ideologische Arbeit in der Wirtschaft verbesserten, ist die Haupttriebkraft der sozialistischen Produktion wirksamer geworden. In der Industrie nimmt das in sich geschlossene System ökonomischer Hebel Gestalt an, obwohl es dabei – das darf keinesfalls verschwiegen werden – noch eine ganze Reihe offener Probleme gibt.

Wir haben in der ersten Etappe des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung eine Reihe administrativer Elemente in der Planung überwunden, die die Betriebe auf Ziele orientierten, die mit den Interessen der Gesellschaft nicht voll in Einklang standen. Das geschah zum Beispiel durch die Kennziffer Bruttoproduktion, mit der die Leistungen der Betriebe abgerechnet wurden und die auch der Prämiierung zugrunde lag. Weiter wurden in der ersten Etappe die Vereinigungen Volkseigener Betriebe zu ökonomischen Führungsorganen der Industriezweige entwickelt, wodurch Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit der Leiter und der Belegschaften in starkem Maße gefördert wurden. Die Mehrzahl der Vereinigungen Volkseigener Betriebe hat in den letzten beiden Jahren gute Fortschritte bei der Anwendung der wirtschaftlichen Rechnungsführung gemacht. Sorgen bereiten noch 15 bis 18 zurückbleibende Vereinigungen Volkseigener Betriebe, bei denen die Umstellung auf den Arbeitsstil des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung noch nicht gelungen ist.

Wichtige Bestandteile des in sich geschlossenen Systems der ökonomischen Hebel wurden nicht nur ausgearbeitet, sondern in Funktion gesetzt. Der Gewinn wurde als Maßstab der Leistung der Betriebe und der Vereinigungen Volkseigener Betriebe hervorgehoben. Die Umbewertung der Grundmittel wurde abgeschlossen. Im Jahre 1964 wurde die erste Etappe der Industriepreisreform in der Grundstoffindustrie durchgeführt, und in diesem Jahr erfolgte die zweite Etappe, in der neue Preise für Grundstoffe der Chemie, Baumaterialien und mineralische Rohstoffe, Holz, Nichteisenmetalle, Textilrohstoffe und andere Erzeugnisse eingeführt wurden. Umbewertung der Grundmittel wie Industriepreisreform gaben den Vereinigungen Volkseigener Betriebe und den Werktätigen einen starken Ansporn, exakt zu rechnen und eine höhere Rentabilität zu realisieren. Zugleich wurden damit die Grundlagen für das Wirken der persönlichen materiellen Interessiertheit verbessert. Mit dem neuen Vertragsgesetz, der neuen Investitionsverordnung und den Änderungen auf dem Gebiet der Materialwirtschaft wurden weitere wichtige Voraussetzungen dafür geschaffen, um Vereinigungen Volkseigener Betriebe und Betriebe mit ökonomischen Mitteln darauf zu orientieren, im Interesse der Volkswirtschaft zu arbeiten.

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