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Ausreisen sorgen für Unruhen in der Partei
(14. März 1984)

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Daraus leitete eine Genossin vom Rat des Stadtbezirkes West die Forderung ab, nicht wieder so viele Agitatoren zum Wahltag einzusetzen, da wir doch dadurch nun weniger Probleme hätten. Ein Genosse von der Deutschen Spedition äußerte: »Warum haben wir es plötzlich so eilig, bei uns kann sich das niemand erklären und es gibt viele Diskussionen. Da die Ausreisenden so kurzfristig die DDR verlassen müssen, bekommen wir Speditionsaufträge, die wir, auch aus Treibstoffgründen, gar nicht realisieren können. Mir scheint das alles überstürzt und unüberlegt.«

Der Leiter des Parteiaktivs argumentierte, daß man Vertrauen haben müsse, auch wenn man manche Maßnahmen nicht gleich verstünde, aber hoffentlich dürften solche Leute nie wieder die DDR betreten. Wenn das wahr sei, was so erzählt wird, daß Ausgereiste 3mal jährlich die DDR besuchen dürften, dann würde bei den Genossen das Verständnis aufhören.

Eine Genossin diskutierte und wurde dazu von zwei weiteren unterstützt, daß sie zwar nicht wisse, was daran überhaupt wahr sei, denn die genannten Fakten stammten ja offensichtlich von Westsendern, aber sie erkläre sich das so, daß das zur Kompromißbereitschaft der DDR zu rechnen sei im Sinne der Schaffung guter Beziehungen zur BRD zur Erhaltung und Sicherung des Friedens- und der Entspannungspolitik. Dazu schwiegen jedoch die anderen Genossen und es entstand der Eindruck, daß diese Argumentation nicht richtig ankam.



Quelle: StAL SED-BL Leipzig,IV/E-2/5/301, Blatt 24 f.; abgedruckt in Henrik Eberle und Denise Wesenberg, Hg., Einverstanden, E.H.: Parteiinterne Hausmitteilungen, Briefe, Akten und Intrigen aus der Honecker-Zeit. Berlin, 1999, S. 286-88.

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