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Ludwig Thoma, Der erste August (1915)

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Hans
[frisch und militärisch, mit starker Stimme]
Hier! [Er drängt aus der Bank heraus.]

Bürgermeister
A Telegramm hon i für di! Du muaßt heut Nacht no furt!

Alle haben sich erhoben und sind vor den Tisch getreten, Hans geht rasch ans Fenster. Der Bürgermeister reicht ihm einen Zettel hin.

Gschwendtnerin [erschrocken]
Jessas!

Bürgermeister [ernst]
Ja, Leut! Kriag gibt's! D' Mobilmachung is befohl'n, [zu Hans] du werst heut no auf d' Station ummi müass'n. [Hans hat den Zettel gelesen und stößt einen gellenden Juhschrei aus.]

Gschwendtnerin
Bua! Bua! Wia koscht'n do no juchezen!

Hans
Woana wer i do net! Jetzt geht's scho dahi. [Zum Bürgermeister] I wer's bald ham, Burgermoasta. [Er wendet sich zum Gehen nach links.]

Gschwendtnerin [faßt nach seiner Hand]

Du werst do net glei auf und davo laufa?

Hans [gut]
Grad firti macha, Muatta. Danach nimm i scho pfüat Good! [Nach links ab.]

Die Dorfglocke hat mit vollem Klang eingesetzt und läutet nun feierlich.

Bürgermeister
Ja, Leut, wer hätt si dös denkt? Jetzt is do so weit ganga! Hamm ma oft g'redt davo und hat's koana recht glaabt!

Gschwendtner
Und mitt'n bei der Arndt!

Martin
Wia selbigsmal. Und wieda der Franzos und allaweil wieda.

Bürgermeister
Russ'n und Serb'n und Franzos'n und woaß der Teufi wer no . . .

Gschwendtner
[in Zorn ausbrechend]
Was hamm eahna mir toa? Was hamm eahna mir woll'n? Hamm mir net oan Tag für den andern g'schafft? San z'fried'n g'wen mit der Arbet und hamm nix woll'n als wia d' Arbet? Und jetzt kam der nächstbest und schmeißat an Zaun nieda! Weg da! I will dei Sach hamm!

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