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Wie Soldaten das Leben im Krieg beschreiben V: Peter Hammerer (1916)

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[auf separatem Zettel ebenda:] Liebe Frau Rosina ich teile dir noch mahl mit schreibe du mir wen du keine Mark nicht hast. Wen dir schlecht gehen sol ich werde dan gleich bei dir sein u. kan es gerade gehen wie es wil. Sie solen aufhören oder soln mich hinaus tuhn entweder entlasen oder aufhören. Die Macheten noch Jahre lang fort weil sie den Nutzen haben davon. Viele von ihnen sind Reich geworden den Krieg u. da sind noch viele da die noch Reich werden wohlen u. das sind die wo wier für ihnen da sein müssen aber ich habe Sat die Solen in die Schützenkräben selbst hünein u. nicht die Armen fier ihnen. Das hört man in jeder Vront u. jeder sagd es das der Krieg nur blos für diese Groskabaliesten ist das diesen ihre Sachen nicht kabut sind u. diese sind Schuld das es solange dauert u. sonzt nimant. Weil sie den Nutzen haben davon. Diese bekomen Teuherungs zulag drausend wie herin u. die Armen Weiber mit ihre Kinder bekomen blos die par Mark warum das. Wen es einen Hergott gibt dan häte er es schon längst geregelt aber es gibt keinen das kan man sich denken. Ich habe mir gesehen genug u. gehört u. ausgehalten auch ich wil keinen driten Winter mehr entweder ich wil entlaßen sein."

Quelle: BHStA/IV, Militärgericht 6. Landwehr-Division, H 5, eingelegter Umschlag vor Blatt 19


Dok. 4: Ärztliches Gutachten des Oberarztes und Bataillons-Arztes Dr. Kaindl 1. Bataillon 12. Landwehr-Infanterie-Regiment über den Landwehrmann Peter Hammerer, 21.4.1916 an das 1. Bataillon des L.I.R. 12:

„Die vorgenommene Untersuchung des Landwehrmannes Peter Hammerer 1. Komp. Ldw.Inf.Rgts. No. 12 ergab weder körperliche Gebrechen, noch führte sie sie zu Erscheinungen, welche auf degenerative Prozesse hinweisen, noch zur Aufdeckung von Abweichungen, welche den Schluß auf ein geschwächtes Nervensystem erlauben, noch auf Ausfallerscheinungen sonst irgendwelcher Art.

Der Körperbau des p. Hammerer ist ebenmäßig, sein Ernährungszustand und seine Entwicklung gut, die Sinneswerkzeuge ohne merkbare Störung. Wesentlich gesteigert zeigten sich bei der Prüfung die Kniesehnenreflexe, was die Annahme einer Unregelmäßigkeit im Nervensystem verbirgt - Auffallend ist ferner die leichte Reizbarkeit und die sie begleitende Rötung des Gesichtes, Erscheinungen, welche auf kongestiven Blutzufluß gegen den Kopf beziehungsweise das Zentralnervensystem hindeuten.

Alkoholismus und geschlechtliche Ansteckung stellt Hammerer in Abrede, erklärt vielmehr, daß er schon nach geringem Biergenuß „rapiadisch“ würde.

Sein Schlaf sei sehr mangelhaft, oft erst gegen Morgen sich einstellend; er leide sehr häufig unter schreckhaften Träumen. Öfter trete bei ihm Schwindelgefühl auf, das vermutlich auf oben erwähntem Blutandrange beruht.

Positivere Anhaltspunkte für die Beurteilung des Geisteszustandes des p. Hammerer leiten sich aus der Familiengeschichte des Angeklagten ab.

Der Vater desselben – ebenfalls Korbflechter – lebt noch, soll Trinker und wegen Raufereien wiederholt mit dem Gesetze in Konflikt gekommen sein.

Der Großvater mütterlicherseits soll durch Selbstmord geendet haben, die Großmutter soll in höheren Jahren irrsinnig geworden sein.

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