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Die Nationalisten machen für das Heer mobil: Aufruf des Deutschen Wehrvereins (Februar 1912)

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Solchen Tatsachen gegenüber Vogel-Strauß-Politik zu treiben, würde eine Versündigung an der Nation bedeuten. Es ist Pflicht, das deutsche Volk hierüber aufzuklären, wie es der Flottenverein seinerzeit mit Bezug auf die Marine erfolgreich getan hat. Dieser Aufgabe will der Deutsche Wehrverein sich mit unterziehen. Er hat auch die Pflicht, darauf hinzuweisen, daß die Nation zur Verstärkung ihres Heeres Opfer bringen muß, um es schon im Frieden zahlenmäßig, organisatorisch, taktisch auf der vollen Höhe zu erhalten. Er wird hierbei darauf aufmerksam machen, daß Deutschland finanziell bei der Erhaltung seiner Wehrmacht weniger belastet ist, wie andere Großstaaten, und daß die auch parteipolitisch beeinflußten Klagen über drückende Steuerlasten angesichts unserer wachsenden Wohlhabenheit nicht am Platze sind. Das deutsche Nationaleinkommen übertrifft schon heute dasjenige Frankreichs und ist in rascherem Wachstum begriffen als das französische. Ein unglücklicher Krieg aber würde, abgesehen von unsäglichem Jammer und Elend, Summen kosten, deren Zinsen allein schon so viel betragen, als wir jetzt jährlich für unsere gesamte Wehrmacht aufwenden.

Der Deutsche Wehrverein betrachtet es zu Zeiten als seine erste Aufgabe, die Regierung zu unterstützen, um die öffentliche Meinung im Zusammenhange mit der kommenden Wehrvorlage über deren dringende Notwendigkeit aufzuklären. Er will ferner der Überzeugung Raum schaffen, daß Wehrfragen mit Parteipolitik nichts zu tun haben, wie das in anderen Ländern als selbstverständlich gilt. Dieses Bestreben ist auch bei der Zusammensetzung des Ausschusses des Deutschen Wehrvereins zum Ausdruck gelangt. Das sind im großen und ganzen die springenden Punkte, die im Interesse des Heeres und damit des Vaterlandes es als notwendig erscheinen ließen, einen Deutschen Wehrverein zu gründen, der völlig unabhängig sein und bleiben soll nach jeder Richtung. Er will alle Kreise und Schichten unseres Volkes ohne Unterschied der Partei und der Konfession umfassen. Der Deutsche Wehrverein kann aber seine großen Aufgaben nur erfüllen, seine Ziele nur erreichen, wenn seine Mitglieder sich mit dem Schwunge, dem Eifer und der Selbstverleugnung erfüllen, die notwendig sind, um die Volksgenossen aufzurütteln, zu mahnen, zu warnen, und so dem Deutschen Wehrverein eine machtvolle, öffentliche Wirkung zu sichern, dem Vaterlande zum Schutz und den Feinden zum Trutz!



Quelle: „Aufruf des Deutschen Wehrvereins“, Hamburger Nachrichten, Nr. 84 (20. Februar 1912).

Abgedruckt in Volker R. Berghahn und Wilhelm Deist, Rüstung im Zeichen der wilhelminischen Weltpolitik: Grundlegende Dokumente. Düsseldorf, 1988, S. 231-33.

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