GHDI logo

Der Schlieffen-Plan (1905)

Seite 6 von 9    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Es sind gerechnet:

Zur Einschließung von Antwerpen 5 Reservekorps (vielleicht nicht genügend)

zur Beobachtung von

Lüttich 2 Landwehrbrigaden Mézières }1 Landwehrbrigade
Namur 2 Landwehrbrigaden Givet
Maubeuge 2 Landwehrbrigaden Hirson
Lille 2 Landwehrbrigaden Longwy }1 Landwehrbrigade
Dünkirchen 3 Landwehrbrigaden Montmédy

Es müssen aber noch die Eisenbahnen, soweit sie für den Nachschub des Heeres erforderlich sind, gesichert, die großen Städte, die volk- und fabrikreichen Provinzen Belgiens und des nordwestlichen Frankreichs besetzt werden. Das ganze Gebiet muß dem Heere einen gesicherten Rückhalt gewähren. Dazu muß der Landsturm herangezogen werden. Steht das Gesetz dieser Maßregel entgegen, so muß es bei eintretender Mobilmachung schleunigst geändert werden.

Noch andere Truppen müssen beschafft werden. Wir haben ebenso viele Ersatzbataillone wie Infanterie-Regimenter. Aus ihnen und den noch verfügbaren Mannschaften der Reserve, erforderlichenfalls auch der Landwehr, müssen wie 1866 vierte Bataillone und aus ihnen und Ersatzbatterien ebenfalls wie 1866 Divisionen und Armeekorps gebildet werden. 8 Armeekorps werden sich auf diese Weise herstellen lassen. Diese Neuaufstellungen dürfen nicht erst in Angriff genommen werden, wenn der Bedarf sich in empfindlichster Weise fühlbar macht, nicht erst, wenn die Operationen notgedrungen ins Stocken geraten, sondern unmittelbar im Anschluß an die Mobilmachung der übrigen Truppen.

Wir müssen also einmal den Landsturm in Bewegung bringen, um das ganze Etappengebiet von Belfort bis Maastricht pp. zu besetzen, [wir müssen die in den Festungen verbliebene Landwehr nachziehen,] und wir müssen ferner zum mindesten 8 Armeekorps bilden. Das ist das Notdürftigste, was wir zu tun verpflichtet sind. Wir haben die allgemeine Wehrpflicht und das Volk in Waffen erfunden und den anderen Nationen die Notwendigkeit, diese Institutionen einzuführen, bewiesen. Nachdem wir aber unsere geschworenen Feinde dahin gebracht haben, ihre Heere ins Ungemessene zu vermehren, haben wir in unseren Anstrengungen nachgelassen. Wir pochen noch immer auf unsere hohe Einwohnerzahl, auf die Volksmassen, die uns zu Gebote stehen, aber diese Massen sind nicht in der vollen Zahl der Brauchbaren ausgebildet und bewaffnet. [Die Tatsache, daß Frankreich mit 39 Millionen Einwohnern 995 Bataillone zum Feldheere stellt, Deutschland mit 56 Millionen aber nur 971, spricht eine vernehmliche Sprache.]

Am nötigsten sind die 8 Armeekorps auf oder hinter dem rechten Heeresflügel. Wie viele dort hinzubringen sind, hängt von der Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen ab. Diejenigen, welche nicht auf dem linken Maas- und Sambreufer durch Belgien und Nordfrankreich nachgeführt werden können, müssen südlich Lüttich—Namur an die Maas zwischen Verdun und Mézières gebracht werden. Wenn auch dies nicht vollständig zu ermöglichen ist, so können die übrigen nach Bedarf bei Metz und auf dem rechten Moselufer Verwendung finden.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite