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Der Schlieffen-Plan (1905)

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Wenn man die linken Flanken der französischen Stellungen bei Mézières, Rethel und La Fère und darüber hinaus aus dem Rücken des Feindes angreifen will, so scheint es zweckmäßig, ausschließlich auf dem linken Maasufer durch Belgien vorzugehen, jenseits Namur links zu schwenken und sich dann zum Angriff zu entwickeln. Zu einem Marsch in so schmaler Front fehlen aber die Wege, und noch mehr fehlen die Eisenbahnen, um die Truppen in eine solche Front zu bringen. Die Bedingungen, welche die Eisenbahnen auferlegen, führen zu einem Aufmarsch des deutschen Heeres der Hauptsache nach in der Linie Metz—Wesel. Hier sollen 23 Armeekorps, 12½ Reservekorps und 8 Kavallerie-Divisionen versammelt werden, um demnächst mit einer Linksschwenkung gegen die Linie Verdun—Dünkirchen vorzurücken. Dabei sollen die Reservekorps des nördlichen Flügels die rechte Flanke, vorzugsweise gegen Antwerpen, die Reservekorps des südlichen Flügels die linke Flanke gegen ein Vorgehen des Feindes auf dem linken Moselufer aus der Linie Toul—Verdun decken. [Der Angriff wird sich demnach nicht ausschließlich gegen die Flanken, sondern auch gegen den linken Teil der Front richten.]

Rechts der Mosel sind 3½ Armeekorps, 1½ Reservekorps und 3 Kavallerie-Divisionen geblieben. Sie sollen zunächst durch einen Angriff auf Nancy möglichst viele feindliche Kräfte auf sich und von der Verstärkung der nördlichen Front abziehen, später aber bei der Deckung der linken oder bei der Verstärkung der rechten Heeresflanke mitwirken.

Den Stützpunkt für die Deckung der linken Flanke soll Metz bilden, nicht das Metz von heute, auch nicht dasjenige, wie es nach den letzten Projekten erweitert werden soll, sondern ein größtenteils feldmäßig befestigtes Metz, dessen Umfang im allgemeinen durch den Lauf der Mosel, Saar und Nied gegeben ist, das seine starke Besatzung und Landwehrtruppen mit einer zahlreichen schweren Artillerie erhält und in den Stand gesetzt wird, einen erheblichen Teil der feindlichen Macht auf sich zu ziehen.

Der Schlachterfolg des deutschen Heeres soll womöglich durch Umfassung mit dem rechten Flügel erzielt werden. Deshalb ist er tunlichst stark zu machen. Zu diesem Zweck sollen 8 Armeekorps und 5 Kavallerie-Divisionen auf fünf Straßen die Maas unterhalb Lüttich überschreiten und in Richtung Brüssel—Namur vorgehen, ein 9. Armeekorps (XVIII.) soll sich ihnen nach Übergang über die Maas oberhalb Lüttich anschließen. Es muß dazu die Zitadelle von Huy, in deren Bereich es die Maas zu überschreiten genötigt ist, unschädlich machen.

Den 9 Armeekorps folgen 7 Reservekorps, die ihrer Mehrzahl nach zur Einschließung von Antwerpen, im übrigen zunächst zur weiteren Deckung der rechten Flanke bestimmt sind.

Außerdem bleibt noch eine Verstärkung durch 2 der auf dem rechten Moselufer gebliebenen Armeekorps, die mit der Eisenbahn (deutschen und belgischen), sobald die Linien frei und in Betrieb genommen sind, herangeführt werden können, vorbehalten. Sie können die Entscheidung bringen.

6 Armeekorps und 1 Kavallerie-Division, denen 1 Reservedivision folgt, werden gegen die Maasstrecke Mézières—Namur in Marsch gesetzt. Haben diese den Fluß überschritten, so werden 15—17 Armeekorps links der Maas vereinigt sein.

8 Armeekorps und 2 Kavallerie-Divisionen gehen gegen die Maasfront Mézières—Verdun vor. 5 Reservekorps übernehmen [in Anlehnung an Metz] die Deckung [der linken Flanke.]

10 Landwehrbrigaden folgen nördlich, 6 südlich der Maas, 6 befinden sich unter der Kriegsbesatzung von Metz, 3½ am Oberrhein, 1 im Unterelsaß.

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