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Parlamentarische Debatten über die Zabern-Affäre (1913)

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Das sind landsmannschaftliche Gegensätze, die uns Deutschen nun einmal im Blute liegen, meine Herren, und darum sollte man sie nicht zu ernst nehmen.

Aber, meine Herren, sei dem, wie ihm wolle, die Elsässer haben sich tatsächlich durch den Gebrauch des Wortes beleidigt gefühlt. Das aber bildet doch noch in keiner Weise irgendeine Rechtfertigung dafür, daß in der Folge tatsächlich Offiziere und Mannschaften öffentlich beleidigt und verhöhnt worden sind.

(Hört! hört! rechts. – Zurufe von den Sozialdemokraten.)

[ . . . ] Auf der anderen Seite wird die Militärbehörde dauernd und mit Recht den Standpunkt vertreten, daß sie Beleidigungen, die ihr zugefügt werden, nicht auf sich sitzen lassen kann,

(bravo! rechts)

und daß sie das namentlich in diesem Falle nicht kann, wo es sich nicht um eine einzelne, vereinzelte Belästigung gehandelt hat, sondern nach dem, was ich Ihnen mitgeteilt hatte, um eine ganze Kette von aufeinander folgenden Belästigungen.

(Zuruf links: Fortgesetzte Provokation der Bevölkerung!)

Ob Verletzungen der Strafgesetze vorgelegen haben, ob zivilrechtliche Entschädigungsansprüche geltend zu machen sind, das wird der Richter entscheiden müssen. Jedenfalls aber bitte ich die Herren, auch in diesem ernsten und in vieler Beziehung sehr traurigen Falle nicht zu vergessen, daß die Armee das Recht hat, sich gegen direkte Angriffe zu schützen.

(Zuruf von den Sozialdemokraten: Kinder haben angegriffen!)

Und sie hat nicht nur dieses Recht, sie hat auch die Pflicht dazu.

(Unruhe bei den Sozialdemokraten.)

Sonst kann keine Armee in der Welt bestehen.

(Sehr wahr! rechts.)

Der Rock des Königs muß unter allen Umständen respektiert werden.

(Lebhafte Zustimmung rechts. – Zurufe von den Sozialdemokraten. – Andauernde große Unruhe.)

[ . . . ]



Quelle: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. XIII. Legislaturperiode. I. Sitzung, 1913, Bd. 291, Berlin 1914, S. 6155-57.

Abgedruckt in Rüdiger vom Bruch und Björn Hofmeister, Hg., Kaiserreich und Erster Weltkrieg 1871-1918. Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Hrsg. von Rainer A. Müller, Band 8. Stuttgart: P. Reclam, 2000, S. 316-19.

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