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Der Aufruf der neu gegründeten Konservativen Partei in einem Bundesstaat (1876-1877)

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II. Der Bayerische Gesandte berichtet aus Dresden (19. Juli 1876)

Im Lande trägt man dem Aufrufe lebhafte Sympathien entgegen; er ist von dem hier sehr geachteten und beliebten Freiherrn von Burgk, auf Roßthal bei Dresden, Mitglied der ersten Kammer und Besitzer aus gedehnter Kohlenwerke in Plauenschen Grunde, mitunterzeichnet und bereits haben zahlreiche Sachsen ihre Zustimmung zu dem Programme eingesandt. Derselbe wird, wie gesagt, beifällig beurtheilt und, berücksichtigt man, daß in jedweder solchen Zusammenstellung von Grundsätzen, stets Manches vorkommt, was nicht Jeder sofort gutheißen möchte, so scheint es, gegenseitige Loyalität und praktische Vernunft vorausgesetzt, daß auf Grund dieses Programmes Deutschland allerdings sich aus seiner jetzigen Lage emporarbeiten könnte.


Quelle: Der Bayerische Gesandte Rudolf von Gasser, Dresden, an das Bayerische Außenministerium, München. Bericht Nr. 36, 19. Juli 1876. Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München, Abt. II, Geheimes Staatsarchiv, MA III, Sachsen, Bd. 2848.



III. Der Preußische Gesandte berichtet aus Dresden (Januar 1877)

Während der allgemeinen Reichstagswahlen im Januar 1877, berichtete Solms, daß im Wahlkreis Dresden-Altstadt eine Stichwahl zwischen dem Kandidaten der Sozialisten August Bebel und dem Nationalliberalen Dr. Mayhoff abgehalten werde. Seit der Gründung einer nationalen Konservativen Partei im vorangegangenen Jahr seien die Konservativen auf lokaler Ebene weit aktiver und besser organisiert, berichtet er, obwohl Bebel seine Wählerstimmen gegenüber 1874 erhöhen konnte.

Januar 11. [ . . . ] [Im Vergleich zu drei Jahren zuvor war die Wahlagitation eine] ungleich lebhaftere, [ . . . ] weil diesmal die conservative Partei sich wieder entschieden bei den Wahlen betheiligte, was sie damals wegen mangelhafter Organisation unterließ. Leider aber richtete sie ihre Thätigkeit vorzugsweise auf die Bekämpfung des nationalliberalen Candidaten, den seit einer Reihe von Jahren beim Vitzthum'schen Gymnasium angestellten Professor Mayhoff, einen Mecklenburger; derselbe hat eine ganz vorzügliche Wahlrede gehalten und auch durchaus nicht unterlassen den sächsischen Standpunkt zu betonen, es war ihm aber dessen ungeachtete nicht möglich die Conservativen zu versöhnen, welche den Hauptmann a.d. Besitzer einer Erziehungsanstalt Käuffer, einen übrigens sehr geachteten Mann, deshalb als Candidaten aufstellten, weil er ein Sachse ist, und alle vom particularistischen Standpunkt aus als nöthig erachteten Garantien in unzweifelhafter Weise bietet. Derselbe unterließ übrigens nicht die Treue zu Kaiser und Reich in seiner Wahlrede gebührend zu betonen.

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